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Real Talk: Warum ich manchmal Tagebuch für euch schreibe und wovon ich keine Ahnung habe.

 

Danke für euer riesiges Feedback zu meinem letzten Tagebuch-Eintrag!
Es freut und erstaunt mich zugleich, dass ihr mit Vorliebe die ganz einfachen Alltagsdinge mit mir genießt.
Denn genau um diesen tiefen Genuss, die generelle Ausrichtung und die übersprudelnde Lebensfreude geht es mir, wenn ich so etwas mit euch teile.
Eine Autofahrt im Schneeregen oder eine gute Mahlzeit sind nicht mal im Ansatz spektakulär.

Als ich gestern schrieb:
… ich frage mich ernsthaft, ob man sich eigentlich – nur rein hypothetisch – mit dieser sich anbietenden Tristesse abfinden muss?
Oder ob es an einem solchen Tag ebenso wundervolle Dinge zu erleben gibt?“, dann entsprach es nicht ganz der Wahrheit.
Ich frage mich das keineswegs hypothetisch, sondern sehr konkret und das geht so:
Gibt es FÜR MICH heute wundervolle Dinge zu erleben?
Gibt es für mich HEUTE wundervolle Dinge zu erleben?

Gibt es Situationen, Herausforderungen, Begegnungen, die genau meine Person erfordern, Lösungen, auf die nur ich kommen kann, Spannungen und Ängste bei anderen, die ausschließlich ich heute lösen und abbauen und am liebsten komplett und dauerhaft beseitigen kann?
Danach ist nichts mehr, wie es vorher war, alles ist schon wieder schöner, dynamischer, einfacher, leichtfüßiger – den Grund dafür können die Menschen weder genau benennen, noch zuordnen und oft genau nicht mal direkt mit mir verbinden.
Und so hinterlasse ich eine Schneise aus Glück, wo auch immer ich auftauche, dazu reicht manchmal ein klarer Satz, oft ein liebevolles Lächeln oder ein kleines Kompliment und noch viel öfter ein Scherz.
Ein Glück fällt mir ständig etwas Lustiges ein.

Wenn man selbst gerade durch eine wirklich schwere Zeit in seinem Leben geht, kann ein so Tagebucheintrag durchaus triggern.
Okay, Joanna, we get it, du hast keine Probleme, alles ist immer schön.
Wie wenn der Teufel mich einfach in Ruhe lassen würde, ich ganz ohne Altlasten auf dieser Welt erschienen wäre und fortan nur noch Glück verteilen dürfte.
Klar, alle anderen müssen Rechnungen zahlen, ich darf ausschließlich durch die Gegend schweben, mich selbst und im gleichen Zuge die Menschen lieben und dann noch realitätsfern Schneeflocken bewundern und Schneeflocken einkaufen.

Hier ist der Deal:
Ich kümmere mich, dass so viel Liebe in andere reingepumpt wird, wie es mir nur möglich ist.
Im Gegenzug stellt die Liebe sicher, dass alles andere läuft, die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammentreffen, alles zu mir ganz ohne K(r)ampf kommt, was zu mir gehört und ich am Ende nicht als die Dumme dastehe.
Auch wenn es zwischendurch durchaus von Außen so aussehen mag, wie wenn ich sehr dumm wäre.

Dass klingt nämlich beinahe ZU dumm einfach, als dass es funktionieren würde.
Allerdings finde ich meine Steuer schon so kompliziert, dass ich nicht noch „Leben“ kompliziert kann.
Ich kann mir also durchaus riesige Blumensträuße und sehr viel Stuck an den Wänden leisten, aber was ich mir keinesfalls leisten kann, ist das Bedauern der vermeintlich verpasster Gelegenheiten, den Ärger über böse Menschen (in der Familie, im Netz, im Straßenverkehr, im Job, in der Politik) und das allgemeine Grübeln, wie alles bei mir weitergeht.
Selbstverständlich wird es hervorragend, aber wie dieses hervorragend genau aussieht?
So im Detail?
Null Ahnung, Null Vision-Board.

Was ich am allermeisten liebe, ist die Tatsache, dass ich buchstäblich bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit eine Entscheidung treffen kann:
Ob sie so simpel wie „Bäh, ein furchtbarer Schneeregen-Tag!“ oder eben „Schönster Tag meines Lebens bisher.“ klingt, „Wie seh‘ ich denn heute wieder aus.“ oder „Meine Güte, wie schön kann man sein.“, ich habe immer die Wahl, links oder rechts, alles wie Cross Roads, wo möchte ich jetzt abbiegen?

Keiner ist böse, wenn links, allerdings kann ich mich hinterher bei keinem beschweren, war es doch meine Wahl.
Man kann übrigens ganz oft am Tag abbiegen, morgens im Verkehr und mittags bei einem unangenehmen Anruf, nachmittags bei einer unerwartet hohen Rechnung oder abends während des Wutausbruchs des Kindes, je öfter, umso besser, denn merke:
Wenn ein Pfad so richtig oft begangen wurde, kommt man überhaupt nicht auf die Idee, den anderen zu nehmen.
Ist ein bisschen wie Autopilot.
Kostet nach einer Weile den Bruchteil der Aufmerksamkeit und fühlt sich total natürlich und mühelos an.
Also sich zu freuen und dankbar sein und genießen, auch wenn alle um einen herum sich fragen, was zur Hölle denn in dieser Situation zum Genießen wäre.

Don’t get me wrong:
Ich mag keinen Positivismus, der oberflächlich „Es ist alles gut.“ plappert, wenn nichts gut ist.
Manchmal ist sehr viel Weltuntergang im Leben, ich weiß das, dann weint man eben kurz.
Aber was ich sehr mag, ist eine klare Sicht, klare Entscheidungen und so viel Gottvertrauen, dass einem schwindelig wird, wenn man den Verstand fragt, wie es werden soll.
Been there, done that.
Bis ich beschlossen habe, dass bei mir nichts, gar nichts Weltuntergang sein kann, wenn mein Verstand noch nicht mal meine Eröffnungsbilanzen kapiert (ganz egal, wie ausführlich die liebste Steuerberaterin der Welt es mir erklärt, mein Hirn ist wie Brei, ich beschließe irgendwann, uns beide zu erlösen, indem ich „Ja, jetzt habe ich es verstanden.“ entgegne, wir sind beide sehr erleichtert und wissen beide, dass ich weiterhin nichts verstanden habe und sich in meinem Kopf diesbezüglich weiterhin nur Brei befindet*), wie soll er die Komplexität meines Lebens begreifen?

Solange ich lebe, geht hier gar nichts unter.

Und genau wegen diesem Vibe schreibe ich so etwas auf.
Was ich nämlich auch sehr liebe, ist die Tatsache, dass sehr viele von euch genau das intuitiv auf unerklärliche Weise begreifen – während ich unbekümmert über Banales wie Schneeflocken, Cowboys und Dinner des Tages berichte.
Bis heute habe ich keinen Schimmer davon, wie es wirklich funktioniert.

Vielleicht liebe ich aber auch am meisten euch.
Ach, Null Ahnung.

 

*Meine Steuerberaterin ist Angestellte in einer großen Kanzlei, sämtliche Termine vor Ort nehme ich mit ihrem Chef wahr, sie selbst dagegen habe ich noch nie gesehen.
Wir kennen uns nur durch Mailwechsel und Telefon, ich liebe sie zum Verrücktwerden, es ist völlig unerklärlich für mich.
Allein, wie könnte man jemanden nicht lieben, der Louise heisst und eine sanfte, sehr weiche Stimme hat, wie Honig und Samt zusammen klingt sie.
Ich hoffe, dass sie mindestens fünf Kinder bekommt und ihnen mit genau dieser Stimme Gute Nacht Geschichten vorliest, ihnen die Welt erklärt und sie tröstet, wenn jemand in der Schule gemein war.
Ihr Mann muss sie vergöttern und in der schönsten Regelmäßigkeit riesige Wiesensträuße ans Bett stellen (dafür muss er 3 übliche Sträuße kaufen und sie zu einem einzigen binden lassen).
Sie gibt ihm einen weichen Kuss, denn wer weich spricht, küsst auch weich.
Wie sind uns einig, dass es so muss?

Liebesgrüße
Joanna

P.S. Vor jedem, der seine Eröffnungsbilanzen versteht, habe ich den größten Respekt.

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17 Comment

  1. Reply
    Anne
    2. Februar 2022 at 15:21

    Ach Joanna, du bist so schön und so weise. Und so schön weise. Also ich bin das auch, aber manchmal vergesse ich das irgendwie ganz kurz und dann kommst DU ❤️
    Danke, dass es DICH gibt!

    1. Reply
      Joanna
      2. Februar 2022 at 16:16

      ❤️❤️❤️!!!

  2. Reply
    Regina-Luise
    2. Februar 2022 at 17:30

    wie immer Joanna . Auf den Punkt. Ilove it.
    D A N K E

    1. Reply
      Joanna
      2. Februar 2022 at 19:07

      So gern ❤️

  3. Reply
    Sandra q
    2. Februar 2022 at 18:09

    Oh ja, bitte öfter schreiben auf dem Blog. Darf auch kurz sein, ich weiß du hast viel zu tun. Und ja, ich lese schon alte Posts um möglichst viel Joanna-Vibes zu bekommen. Habe mich zum Beispiel im Nov/Dez durch alle Weihnachtsposts gelesen, um mich maximal zu freuen und rate, ich hatte das schönste Weihnachtsfest!

    Was bin ich froh, eine Joanna in meinem Leben zu haben!❤️
    GLG Sandra

    P.S. Ich glaub, ich liebe deine Steuerberaterin auch! 😉

    1. Reply
      Joanna
      2. Februar 2022 at 19:08

      Ha ha, du hast sie ebenso oft gesehen wie ich – nie !

    2. Reply
      Anna
      3. Februar 2022 at 15:46

      Joanna als Weihnachtskalender zum selberlesen 🙂 Spitzen-Idee!

  4. Reply
    Michaela
    2. Februar 2022 at 18:38

    ❤️ <- sprachlos.
    Jedesmal.
    Danke!

  5. Reply
    Rena.spain
    2. Februar 2022 at 18:48

    habe ein sehr freundliches comment gepostet dass nicht von Dir veröffentlicht wurde. ?????

    1. Reply
      Joanna
      2. Februar 2022 at 19:09

      Ich habe keinen Kommentar ausgelassen.

  6. Reply
    Carolina Sabater
    2. Februar 2022 at 19:05

    Du bist echt der Knaller! Hahahaha. Freue mich schon sehr auf dein Buch! Wann dürfen wir uns darauf freuen?

    1. Reply
      Joanna
      2. Februar 2022 at 19:09

      Ich bin dran ❤️. Genaues Datum kann ich noch nicht nennen, aber sobald ich weiß.

  7. Reply
    Christine
    3. Februar 2022 at 7:24

    Hallo Joanna,
    Ja das mit den Steuern werde ich auch nie kapieren. Das andere was du geschrieben hast schon. Ich versuche auch alles positiv zu sehen. Und es gab in den letzten Jahren einiges, was mich torpediert hat. Wie sagt meine Freundin immer: Das kriegen wir nicht anders rein, machen wir das Beste draus.
    LG Christine

  8. Reply
    Kim
    3. Februar 2022 at 9:33

    Deine Worte sind wie Streicheleinheiten auf der Seele. ❤️ Danke, dass es dich gibt!

  9. Reply
    Petra von FrauGenial
    3. Februar 2022 at 13:42

    Heute früh erst wieder mich wie Weltuntergang gefühlt, bis ich gemerkt habe, dass ich selber bestimmen kann, was für mich Weltuntergang überhaupt heißt…und zack ging es mir besser, danke. ….ps..Ich ziehe auch meinen Hut vor meiner Steuerberaterin. Vor allem schafft sie es innerhalb von Sekunden, von trockener Buchhaltung auf die neuen Fashion Sommertrends aufzuspringen. Herrlich.

  10. Reply
    Dagmar Lauster
    4. Februar 2022 at 9:52

    Danke liebe Joanna,

    dieser Beitrag berührt mich, erinnert mich, etwas tippt mir auf die Schulter.
    Nicht, dass dies neu wäre. Ich folge deinem Blog nun seit 2011 und werde – zugegeben – auch von anderen Botschaften der Liebe inspiriert sodass ich immer mehr zur Liebe werde.

    Doch es trägt sich (noch) nicht ins Außen. Vielleicht auch, weil die Menschen hier in der Stadt, in der ich derzeit noch lebe, so skeptisch und misstrauisch sind, dass sie irritiert bis fast böse/belästigt auf ein Lächeln reagieren.

    Gerade in dieser nicht endenden (Wetter) Tristesse in der Region darf die Liebe noch mehr scheinen und auch andere ermutigen, sich nicht der Tristesse hinzugeben, bis sie einen völlig ausfüllt.

    Danke

    1. Reply
      Joanna
      4. Februar 2022 at 12:40

      ❤️❤️❤️

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