Inspiration

Warum Kalifornien mich nicht glücklich macht.

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Seit ca. 1 1/2 Monaten lebe ich nun in Kalifornien:
ich wohne in einem wunderschönem Haus, das wenige Schritte vom Strand entfernt ist, darf atemberaubende Landschaft genießen, die Kinder surfen täglich, jeden Morgen strahlt die Sonne vom Himmel, ich laufe in einer Shorts und FlipFlops durch die Gegend, und egal, was ich anziehe: alles sieht besser aus, wenn man gebräunt ist.

Ich lebe den Traum, stimmt’s?

Das ist zumindest die vorherrschende Meinung – und ich kann es keinem verübeln, denn den Bildern nach zu urteilen muss es das Paradies sein.
Und das ist es auch, vorausgesetzt,  man betrachtet nur das Äußere.

Ich werde täglich mit Kommentaren der Bewunderung und des Lobes überschüttet, „ich sähe so glücklich aus“, „Kalifornien täte mir gut“, „ich sähe entspannt aus“, „ich verwirkliche meinen Traum.“, „ich hätte in Santa Cruz die Zeit meines Lebens.“, „ich solle jeden Augenblick genießen, denn die Zeit käme nie wieder“, usw., usw.

Habe ich nun in Kalifornien die Zeit meines Lebens?

Nein.
Die Wahrheit ist:
Kalifornien macht mich nicht glücklich.

Auf die Gefahr hin, dass keiner den Post kapiert (was mir dann auch wurscht wäre), sage ich es euch geradeaus:
wenn jemand von euch glaubt, dass ein Ortswechsel etwas in einem verändert – dann werde ich ihn heute enttäuschen müssen.

Ich weiß, dass viele von euch davon träumen, an einem anderen Ort zu leben.
Am liebsten würden sie in Paris wohnen.
Oder in New York, weil: if you can make it there, you can make it everywhere.
Oder in Mallorca – zumindest den ganzen Sommer lang.
Norwegen ist voller unberührter Natur und außerdem gibt’s dort jede Menge blonder Jungs.
Südfrankreich wäre auch toll, dort bekommt man immer frischen Fisch, und warm ist’s außerdem.
Die Alpen sind großartig, da fühlt man sich frei und unbegrenzt.
In Berlin gibt es coole Cafés, coole Projekte und coole Flohmärkte – wenn man DA leben würde: also DANN wäre man wirklich glücklich.

Wie wenn ein Wohnortwechsel das schaffen könnte!
An einem anderen Ort zu leben, macht dich kein.Stück.glücklicher.

Ein Umzug ist natürlich voller neuer Chancen, neuer Möglichkeiten, neuer Inspirationen, keine Frage!

Aber der einzige Ort, der dich dauerhaft glücklich machen kann, befindet sich:
ZWISCHEN DEINEN OHREN.
Dort – und nur ausschließlich dort (und nicht auf Hawaii, unglaublich, ich weiß!) – entscheidet sich, wie glücklich du bist.

Nur, wenn du dort frei und glücklich bist – dann bist du es überall auf der Welt.

Ich lebte bisher jahrelang in einem wirklich hässlichen schwäbischen Kaff in einem Standardreihenhaus – saß auf einem billigen Ikea-Sofa, schaute auf die gegenüberliegende Wand, und war so glücklich, dass ich manchmal dachte:
„Jetzt halt ich’s nicht mehr aus vor lauter Glück“.

Das Wetter war vielleicht beschissen, vielleicht waren meine Kinder schlecht drauf (oder gar nicht anwesend), vielleicht war mein Mann motzig (oder gar nicht anwesend), vielleicht war ich seit Wochen nicht unterwegs, oder habe sonst nichts Spektakuläres auf die Beine gestellt – aber das hing damit Null zusammen.

Ich habe IMMER die schönste Zeit meines Lebens.
Dafür brauche ich keinen zusätzlichen Strand oder schönes Wetter – wie armselig wäre es, wenn ich nur damit „time of my life“ haben würde?

Natürlich ist ein schönes Haus besser als ein hässliches (oder gar keines – hatte ich auch schon. Das ist echt mies.).
Klar ist ein Sonnenuntergang am Meer atemberaubend schön.
Klar ist es besser, wenn die äußeren Umstände passen.

Aber diese Dinge machen mich nicht glücklich!
Ich bin schon vorher glücklich, einfach von innen heraus.

Der Himmel auf Erden, der befindet sich in mir drin, ob schwäbisches Kaff oder New York – ich habe diesen immer und überall dabei.
Angesichts dieser inneren Schönheit und Glücks ist alles andere zwar auch… irgendwie schon schön, aber es beeindruckt mich nicht wirklich.

„Wie jetzt… kannst du Kalifornien nicht genießen?“

DAS HABE ICH NICHT GESAGT.

Natürlich genieße ich jede Sekunde.
Ich reise sehr gerne, und freue mich darüber, wenn ich Neues entdecken darf, ist doch klar!
Und wie schön ist es für die Kinder, wenn sie jeden Tag surfen können – und ganz mühelos englisch dabei lernen?
Ich bin zutiefst dankbar über diese Möglichkeit, und freue mich, dass wir diesen Schritt getan haben.

Aber genieße einfach IMMER, egal, wo ich mich gerade befinde – weil:
ich habe ja immer MICH dabei.
Und ich find’s einfach so schön mit mir.
Und in mir.
So sooo schön ;).
Diese Liebe macht alles so schön in mir drin.

Ich habe beschlossen: nichts kann mich davon abhalten, IMMER die Zeit meines Lebens zu haben.
Ganz egal, wie die Umstände gerade sind oder wo ich mich befinde – ich will jeden Augenblick so intensiv auskosten, wie es mir nur irgendmöglich ist!
Wie traurig wäre es, wenn ich monate- oder gar jahrelang auf irgendwas hinleben würde?

„Wenn ich endlich… nach Kalifornien ziehe.“
„Wenn ich endlich… im neuen Haus wohne.“
„Wenn ich endlich… meinen Traumjob habe, das Studium beendet, den Traummann gefunden, schwanger geworden bin, mein Ziel erreicht, mehr Geld habe, wenn die Kinder größer sind, etc., etc…“

Jahrelang eine einzige Warteschlange – und währenddessen?
Hast du nicht die Zeit deines Lebens, oder wie?
Und wenn diese Zeit bis zum Tag X recht lange dauert?
Dann hast du die längste Zeit deines Lebens nicht die Zeit deines Lebens?

„Heißt das, ich soll nicht davon träumen, woanders hin zu ziehen? Oder keine Ziele haben?“

DAS HABE ICH NICHT GESAGT.

Ganz im Gegenteil: du kannst und sollst ALLES erleben, was du dir wünschst!
Alles, wofür dein Herz brennt, sollst du anpacken, nichts kann dich stoppen!
Und wenn du schon immer in Kalifornien Bottrop-Kirchhellen leben wolltest, dann: „Können wir da hinziehen?“ – Ja.

Ich will dir lediglich diese Illusion nehmen, dass ein Wohnortwechsel die Erfüllung deines Traumes wäre.
Um dir zu helfen, nicht auf irgendwas „hinzuschmachten“ – in der Hoffnung, dass „sich dann alles ändert“ und „alles besser wird“.

„Aber Joanna, immer, wenn ich in Paris bin, dann geht’s mir wirklich besser!“

Ach was, das ist in den meisten Fällen nur eine Kulissenschieberei oder bestenfalls eine Ablenkung.
Du bist abgelenkt durch die neuen Eindrücke und hast meistens eine Urlaubssituation, musst dich also nicht um den Alltagskram kümmern – klar geht’s dir dann besser.

Wenn du aber dauerhaft umziehst, findest du dich früher oder später selbst am schönsten Ort der Welt mit dir selbst wieder.

Und dann heißt es: wie schön ist es so in dir drin?

Wenn du nicht gelernt hast…
… inmitten schwierigster Umstände dich für die Freude zu entscheiden, anstatt für die Traurigkeit,
… wenn du nicht gelernt hast, über deine Gedanken zu herrschen, und alles in deinem Hirn ungefragt rein- und rausspazieren darf, was gerade so im Angebot ist,
… wenn du nicht gelernt hast, dich zu trauen, ANDERS als die breite Masse zu denken und zu handeln,
… wenn du nicht gelernt hast, deinen kleinen „Kind-Mann-Reihenhaus-unsere kleine Farm“- Radius gedanklich zu verlassen, und groß zu denken,
… wenn du nicht gelernt hast, in allen Dingen Gottvertrauen zu haben, egal, wie beschissen die Situation im Moment aussehen mag,
– dann wird weder Paris, noch New York, noch Kalifornien auch nur das kleinste bisschen in deinem Leben ändern.

Noch mal:
ICH HABE NICHT GESAGT, dass du nicht umziehen sollst.
Oder dich einfach trauen, etwas Ungewöhnliches zu tun, und aus deiner Komfortzone herauskommen – ich weiß, dass viele von euch dringend ihren Hintern vom Sofa bewegen müssen, weil sie sonst einfach gar nichts auf die Reihe kriegen, und Stunden vor Instagram oder Pinterest mit Tagträumen verbringen, was sie kein bisschen vorwärtsbringt.
(Liebesbotschaft lesen ausgenommen natürlich! Mal ehrlich: ich würde es auch lesen, wenn ich es nicht zufällig selbst schreiben würde! Muahahaaaa….)

ABER:
ich will dich in etwas NOCH Größeres führen, als nur deinen Traum zu leben.
Ich will dir zeigen, wie es ist, wenn du – GANZ UNABHÄNGIG UND FREI VON DEINEM TRAUM – das schönste und erfüllteste Leben hast.
Und zwar immer und überall!
Einfach frei, frei, frei von den äußeren Dingen, seien sie noch so attraktiv oder noch so grässlich – und dabei aber kein komischer Freak, sondern einfach das Allerschönste, Stärkste und Anziehendste, was es gibt auf der Welt.

Und das mit deinem „Traum“ wird auch noch passieren, keine Sorge.
Aber ganz unter uns verrate ich dir eins: es wird dich dann auch nicht weiter sonderlich beeindrucken oder erfüllen, sondern nur ein logischer Output deines Lifestyles sein.
Mangels Alternativen, quasi ;).

„Okay, Joanna – und wie lerne ich das?“

Darüber habe ich schon sehr, sehr viel geschrieben (einfach auf das Label „Inspiration“ klicken).

Aber auf’s Einfachste reduziert geht es so:
da gibt es nichts zu lernen.
Zumindest nicht im Sinne von „an sich arbeiten“.
Nicht diejenigen, die am meisten Selbstdisziplin haben, am fleißigsten sind, oder gar „alles richtig machen“ – was auch immer das heißt: „richtig machen“. Als ob es darauf ankäme! –  sind die Glücklichsten.

Es sind diejenigen, die wie ein kleines Kind auf die Stärke der Liebe vertrauen – darauf, dass sie einfach alles schafft, und alles zum Guten verändert.
Diejenigen, in denen die Liebe lebt.
Und zufällig bist du hier genau am richtigen Ort, denn diese Eigenschaft habe ich echt im Überfluss, und verschenke sie wiederum an jeden, der sie haben will.

Der schönste Ort der Welt – der absolute Himmel auf Erden – der ist in mir drin.

Die Wahrheit ist: Kalifornien macht absolut NICHTS mit mir.
Ich mache etwas mit Kalifornien :).

 

 

Liebesgrüße
Joanna

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72 Comment

  1. Reply
    Sewing Galaxy
    25. Mai 2015 at 21:04

    ach, was für ein süßer post:-)
    ich könnte dir glatt zustimmern,wenn nicht….
    wenn ich nicht vor 21 jahren, nicht ganz gewollt meine heimat verlassen hätte.ich habe mir das nicht wirklich besonders gewünscht oder irgendwie ausgemalt. da stand ich plötzlich mit 20 da , tabula rasa. ich hatte keine besondere erwartungen,die enttäuscht werden könnten..alles ist hier besser als da.naja fast. und dieses fast macht mich etwas und fast ständig unglücklich. ich hasse wind, regen,kälte und schlechtes wetter.ich will nicht zurück, nicht dahin,aber ich brauche wärme, sonne und vor allem sommer, den ich schon seit 10 jahren so gut wie nicht erlebt habe. ich würde gerne in südstaaten leben allein schon deswegen,dass ich endlich aufhören würde permanent zu frieren und weil ich einfach mein leben lang gerne als frau gekleidet sein möchte, mit kleider, am liebsten sommer-kleider und nicht ewige hosen tragen,weil sie mich ein bisschen vom wind schützen.ich dachte, wenn ich hier genau so lange lebe wie da, gewöhne ich mich.dem ist es nicht, denn seitdem sind ebenfalls 21 jahre vergangen. in meinem leben fehlt mir nichts ausser dingen,die nicht von mir abhängen:-)ich kann mir kein sommer machen,wenn ich nicht in urlaub fliegen kann…:-)

  2. Reply
    Janina Lauer
    28. Mai 2015 at 8:59

    Klasse Beitrag!
    Ich finde es toll, dass jemand mal etwas geschrieben hat, dass eigentlich offensichtlich ist. Zu denken, dass ein anderes Land (oder Bundesland, Stadt etc.) einen "glücklicher" macht oder die Sorgen vergessen lässt, der ist irgendwo ein klein wenig naiv. (Wenn man das so sagen kann ohne gemein zu klingen :/) Ist halt wirklich eine reine Kopfsache. Wenn man gerade emotional nicht gut drauf ist, dann könnte man an den schönsten Ecken der Welt sein, man wäre trotzdem unglücklich.

  3. Reply
    Melanie M
    3. Juni 2015 at 9:57

    Ich finde deinen Beitrag auch sehr ansprechend und wirklich inspirierend. Gerade steuere ich auf das Ende einer Lebensphase zu und das stresst mich schon sehr. Ich bin unausgeglichen und mache mir Sorgen. Wahrscheinlich unbegründet.

    Sehr schön und zum Nachdenken anregend, danke!

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