Jeden Samstag damit starten, frische Orangen und Amaryllis vom Wochenmarkt zu holen, statt Adventskalender-Päckchen zu packen.
Täglich Tiramisu aus dem Supermarkt essen, statt Weihnachtsplätzchen zu backen.
Einen ganzen Sonntagnachmittag auf dem Sofa verbringen, statt über den stets überfüllten Nürnberger Weihnachtsmarkt zu schlendern.
Jeden Abend in der Wanne entspannen, statt Turnverein-, Schul- und Kindergarten-Adventsfeiern zu besuchen.
In Vintage Shops stöbern, statt etwas für den Advent zu basteln.
Eine Massage buchen, statt Nikolaus-Geschenke zu besorgen.
Den ganzen Samstag lang sehr laut südamerikanische Rhythmen statt Last Christmas zu hören.
Paillettenhosen und Samtblazer statt praktischer Kleidungsstücke tragen.
Nach München fahren und ein kleines Vermögen für seltenes Parfum ausgeben, statt jemand anderen überraschen zu müssen.
Man sagt, mit Kindern sei die Adventszeit am schönsten.
Und dass eine Trennung oder Scheidung hart sei.
Das mag sein, aber stellt euch vor, wie es sich anfühlt, an einem gewöhnlichen Wochentag in der duftenden Wanne zu versinken, Serien auf Netflix zu schauen und dabei Orangen zu essen.
In einem atemberaubend schönen Badezimmer, welches ihr selbst entworfen habt.
In einem riesigen Apartment, das ihr selbst umgebaut und das ihr vom eigenen Geld, für welches ihr gearbeitet habt, gekauft habt.
Und das ihr vor ein paar Tagen spontan beschlossen habt, wieder zu verkaufen, weil ihr schon lange nichts Neues umgestaltet habt, ganz ohne Baustelle auch langweilig ist und irgendein Hobby braucht jeder.
Diese Entscheidung müsst ihr mit keinem besprechen, sie begründen oder gar rechtfertigen.
An einem der eisigen Wintermorgen ziehe ich den langen Wollmantel und feine Lederhandschuhe an und verlasse schon früh das Haus.
Ich laufe an den hübschen Häuserfassaden meines Viertels entlang, besorge einen grünen Türkranz und frisches Brot, halte meine Nase in die Sonne und weiss plötzlich, wie man dieses Lebensgefühl nennt:
Selbstbestimmt.
Unabhängig.
Eigenständig.
Souverän.
Frei.
Diese Unabhängigkeit ist ein Privileg – und zugleich das Resultat Hunderter Entscheidungen, die ich traf.
Ich entschied mich immer und immer wieder für die Liebe statt Groll.
Für Stärke statt Selbstmitleid.
Für Unerschrockenheit statt Ängste.
Für Zuversicht, dass alles gut wird, statt sorgenvolles Grübeln.
Aber dass ich überhaupt wusste, dass ich diese Wahl habe: Was kann ich dafür?
Und dass mir glasklar war, welche Entscheidung es zu welchem Zeitpunkt braucht: Woher?
Und dass mir die Tragweite meiner Entscheidungen für das Leben anderer irgendwie bewusst war: Warum?
Je mehr Menschen THE CLASS hören oder live nach Nürnberg kommen, umso demütiger werde ich.
Manche wünschen sich dringend einen Partner, andere mehr Geld (na ja, eigentlich wünscht sich jeder immer mehr Geld), andere wollen wiederum ihren Ass on a Yacht in Dubai shaken. In a thong. Verständlich.
Alles, was ich will, ist: Noch klarer, noch stärker, noch liebevoller zu werden.
Für die Menschen, die mir begegnen, meine Worte lesen, mir zuhören.
Ich bin sicher, alles andere wird sich finden
Und so entlasse ich euch in die Weihnachtsferien mit dem folgenden Reminder:
Weihnachtszeit auch nur für diejenigen schön, die gerade alles aus den Disney Movies vorweisen können:
Glückliche Beziehung, niedliche Kinder, liebe Freunde, genügend finanzielle Möglichkeiten, bester Gesundheitszustand.
Für alle anderen (= sehr viele, weil wann hat man das alles rechtzeitig zum Fest?!) sind die Angebote an Einsamkeit, Selbstmitleid und Traurigkeit besonders vielfältig.
Und besonders überzeugend („Ich kann mir nix leisten„, „Ich habe keinen, der sich für mich interessiert.“, „Ich fühle mich traurig und das darf man ja wohl*.“
Die Menschen sind dem einfach so ausgesetzt, man kann keinem einen Vorwurf machen.
Aber nicht bei euch!
Wenn das nächste Mal so ein Kollege bei dir vorbeifliegt („Ich Armes, Einsames, zu Altes/zu Dickes/zu Unfähiges…„), dann machst du:
„HA! Hab ich dich erwischt! AB aus meinem Kopf, meinen Gefühlen, meinem Wohnzimmer.“
DU BIST NICHT BEDAUERNSWERT.
DU BIST DIE PURE LIEBE.
Mach‘ Schluss mit der Weihnachtsromantik.
Lieber Zillertal als Jammertal.
Bzw. ich war noch nie im Zillertal, aber es reimt sich, als muss es stimmen.
*Ihr dürft so oft und so viel schlecht drauf sein, wie ihr wollt.
Ich bin für diejenigen zuständig, die darauf irgendwann keine Lust mehr haben.
By the way:
Wer täglich frische Inspiration sucht, der findet diese jeden Morgen auf dem Instagram-Account von LIFE ID.
Von mir für euch jeden Morgen druckfrisch geschrieben.
Links zu meinen Outfits:
Hose Samt: HIER
Passender Blazer Samt: HIER
Lederhose braun: HEMD
Passende Jacke: HEMD
Hemd Weiß: HEMD
Hose Grau: HIER
Liebesgrüße
Joanna
Claudia
20. Dezember 2024 at 19:38Personalisierte Liebe. Hab schöne Tage und: danke! Claudia
Friederike
20. Dezember 2024 at 20:13Ich liebe deine Inspirationstexte! ❤️
Andrea
20. Dezember 2024 at 20:29Danke ❤️ so wohltuend und wichtig, Deine Worte sind so wertvolle Geschenke liebe Joanna
Suse
21. Dezember 2024 at 0:05Liebe Joanna,
so ein schöner Text!
Ich lese Deinen Blog seit der Reihenhaus-Zeit und bin Dein allergrößter Fan.
The Class habe ich mir gegönnt und ich würde so gerne zu Deinem Workshop kommen, aber ich traue mich nicht so recht.
Habe ich das richtig gelesen, dass Du Dein Apartment wieder verkaufen wirst? Woher nimmst Du Deinen Mut und Deine Kraft?
Ich bewundere Dich sehr und bin gespannt auf alles, was noch kommen wird!
Liebste Grüße
Suse
Petra von FrauGenial
21. Dezember 2024 at 6:55Dieser Text schlägt einfach jede Weihnachtsgeschichte, Netflix Serien Produktion. Einfach danke. Für diesen Input an ein selbstbestimmes und souveräne Leben!
Stefanie
21. Dezember 2024 at 10:55Einfach nur Danke, Joanna! Wie schön, dass es dich gibt! ♥️
Elke
21. Dezember 2024 at 12:08Dieser Weihnachts — Tscha Tscha Tscha kann einen schon erschlagen … aber wir sind nicht Mainstream… we are Love… Go your own way ❤️
Sina
21. Dezember 2024 at 14:08Ich lese schon so lang deine Texte, immer und immer wieder in gewissen Situationen und Momenten, in denen sie mir einen richtigen Push geben. Und so auch heute. Ich spreche mich nicht frei, die letzten Tage waren geprägt von Einsamkeit und Traurigkeit. Alle um mich herum sind vergeben, verbringen Weihnachten mit ihrer Familie oder sind in der Sonne. Und ich sitze hier. In der Kleinstadt, in der ich mit 33 gar nicht mehr sein wollte. Und dann kommst du. Einfach so verpasst du mir wieder einen Tritt in den Allerwertesten und schwupps bin ich auf dem Markt und kaufe frische Orangen und Trüffelkäse, albere mit fremden Menschen herum und trinke den leckersten Cappuccino. Hole mir frische Zweige und schöne Blumen für die Feiertage und kann es nun kaum erwarten, es mir so richtig schön zu machen. Ich weiß, dass diese Momente der Einsamkeit leider immer wieder auftauchen werden weil ich mir nach so vielen Jahren Alleinsein einfach jemanden wünsche, mit dem ich gewisse Momente teilen kann. Aber ich vertraue dank dir darauf, dass das sowieso passieren wird. Ich habe somit alles schöne noch vor mir. Und solang mach ich es mir schön, weil ich es kann. Danke wirklich. Wäre so gerne deine dritte Tochter, haha.
Alles Liebe und die schönsten Feiertage für euch.
Iridia
21. Dezember 2024 at 16:23Als auch jemand, die Vermögen für Parfums ausgibt: welches hast du denn gekauft?
Ansonsten: toller Text, ich finde, Weihnachten für Singles braucht auch eigene, schöne Rituale. War neulich bei Ed Sheerans neuem Weihnachtsvideo entsetzt, dass das so herabgewertet schien. Selber Geschenke kaufen und es sich schön machen kann wunderbar sein.
Baur Michaela
3. Januar 2025 at 22:08Liebe Joanna, vielen Dank für diesen Text. Der kam gerade zur richtigen Zeit als ich Abends, allein auf dem Sofa, in meinem selbstgebauten und bezahlten Haus, mit meinen zwei Katzen, die sich mit mir auf dem Sofa räkeln, mit einem super Job, den ich mag, genau in diesem Loch versunken bin. Und nur wegen einer Haustür, die gerade einen Macken hat. Vielen Dank für die Erinnerung, dass ich es ja kann! Liebe Grüsse aus Augsburg, Micha
Fina
10. Januar 2025 at 19:52toller Text … und fast noch tollere Lampen auf dem allerersten Bild. Wobei … eigentlich sind die dem Text ebenbürtig.
Darf man erfahren, wo es die gibt? Bitte
Joanna
14. Januar 2025 at 9:25Ja! Die Lampen kommen von pemafactory.de und werden mit viel Liebe und nachhaltig hergestellt.