Inspiration

Was man sich alles aussuchen kann.

Es muss der erste Weihnachtsmorgen gewesen sein, ich stand schon früh in der Küche, bereitete einen Old School – Shrimps Cocktail für den Weihnachtsbrunch zu und dachte spontan, dass ich im neuen Jahr unbedingt buntes Geschirr brauche.
Blaues Oma-Zwiebelmuster oder spanische farbenfroh handbemalte Keramik oder Ottolenghis Feast Kollektion (na gut, Letzteres dann vielleicht doch nicht wegen Wert eines Kleinwagens), am liebsten bunt gemischt und lässig-effortless auf dem Holztisch serviert, mit grünen Oliven und Zitronenpasta gefüllt, verschiedenen Brot- und Hummussorten und mit ganz einfachem Tomatensalat mit Olivenöl, frischem Basilikum und grobem Meersalz.
Spätestens beim Tomatensalat wird jedem Leser klar, dass es keine andere Option geben konnte.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich nur wenige Wochen später in einem Second Hand Geschäft die weltschönsten ungarischen Vintage-Bauernteller in der Hand halten würde.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass ungarische Bauernteller überhaupt existieren.
Aber dann sah ich blaue Karos, rote Mohnblumen, feine bunte Schleifen und entzückende kleine Vögel und kaufte die Teller schneller, als ich „Minimalismus“ buchstabieren konnte.
Der Tomatensalat hatte gewonnen.

Mein schlichtes, wunderschönes weißes und beiges Geschirr würde natürlich weiterhin der Everyday-Klassiker bleiben, aber nun hatte ich die Wahl, meinen Schafskäse auf einem verschnörkelt gemalten Weidekorb mit Kornblumen, grünen Ähren und einem gelben Hahn zu servieren.
Der Januar ist grau genug, c’mon, ihr seht es doch auch.

Ich kann mir ab sofort aussuchen, ob es klassisch monochrom oder fröhlich bunt wird – jetzt mitten im Winter oder erst Ende August, wenn Tomatensaison ist.
Ich habe die Wahl.
Noch mehr als kunstvoll verspielte Bauernmalerei auf Keramik begeistert mich die Möglichkeit, überhaupt eine Wahl zu haben.
Bei der Tischkultur und im Leben allgemein.

Weil man immer und jederzeit die Wahl hat.
Beim Partner sowieso (man muss nicht zusammenbleiben, wenn man öfter unglücklich als glücklich ist) und beim Abendessen natürlich (gibt es heute Ofengemüse oder wollen wir etwas vom Lieferdienst bestellen).
Aber auch dabei, was man so glaubt, denkt und fühlt.
Man hat die Wahl, in welcher Stimmungslage man seinen Tag verbringt.
Und die Möglichkeit, zu wählen, ob man sich noch zehn Minuten lang selbst bemitleidet oder festlegt, dass man kein Opfer sein will.

Bei einem Missgeschick muss man sich gar nicht über sich selbst ärgern – Spoiler: Hat noch nie! etwas verändert außer Energie und Zeit verschwendet – man kann auch liebevoll zu sich selbst sein.
Man muss nicht „Wie blöd kann man sein?“ denken, weil man etwas vergessen hat.
Man kann geduldig und feinfühlig mit sich selbst sein und schon wieder glücklich, dass es einen überhaupt gibt.
Das kann man sich aussuchen. Und das DARF man sich aussuchen. In jedem Augenblick des Tages.

Man muss nicht wahllos durch den Tag laufen und jedes Mal auf alles reagieren, was einem so entgegengebracht wird – man kann aktiv und bewusst wählen.
Man kann sich zum Beispiel dafür entscheiden, sich heute über nichts zu beschweren.
Nicht über denjenigen, der einem dreist die Vorfahrt genommen hat, nicht über den Kollegen, der ständig so nervt, nicht über den Wäsche- oder Rechnungsberg, nicht darüber, dass man heute total müde ist, nicht über die Bahn (Hard one. I know.), einfach gar nicht.
Man kann stattdessen zur Liebe stehen.
Einfach so. Ohne Anlauf. Ohne eine passende Emotion. Ohne ein spezielles Erlebnis.
Einfach so dazu stehen, dass man die Liebe verkörpert.

Man muss nicht inspiriert von momentanen Lebensumständen, den Aussagen anderer und den fast zwanghaften Gedanken, die sich aufgrund der vorherigen anbieten (eher: aufdrängen) wollen, sich als der letzte Versager fühlen.
Auch, wenn das argumentativ gesehen verständlich wäre.
Es mag verständlich sein und alles – und dennoch kann man die Wahl treffen, zu glauben, dass alles wunderbar in Ordnung kommt.
Einfach so, weil man vertraut, dass die Liebe das mit einem schon hinkriegt und nicht, weil es sich bereits abzeichnet.
Und dass man nicht zu blöd, zu unfähig, zu stur, zu geschädigt und zu verletzt ist, als dass die Liebe nicht stärker wäre.
Stellt euch nur vor, das kann man einfach W Ä H L E N.

Man muss nicht im letzten Sommer oder im „vor zehn Jahren“ leben, auch wenn damals alles so schön war.
Oder so schlimm war.
Man kann sich auch aussuchen, dass man genau jetzt alle Voraussetzungen hat, um genau jetzt glücklich zu sein, und keiner kann es einem verbieten, einen daran hindern oder machen, dass man dennoch der Vergangenheit nachhängt.
Was für eine Freiheit der Wahl.

Wenn jemand so richtig hinterhältig, gemein, ungerecht zu einem war, hat man auch da die Wahl.
Man muss nicht schmollen. Hadern. Beleidigt sein. Grimmig. Nachtragend.
Selbst wenn die Gefühle es lautstark fordern – man muss nicht der anderen Person so viel Macht zugestehen, dass sie einem nicht nur den Tag ruiniert, sondern – je nach Schwere der Schuld – auch die Zukunft.
Du musst dann nicht „diejenige, der übel mitgespielt wurde.“ werden. Du kannst auch weiterhin die Liebe sein.
Das kannst du ganz alleine entscheiden und musst dabei gar nicht erst warten, bis deine Emotionen ihr Erlaubnis dazu geben.

Manches kann man sich nicht aussuchen: Seine Herkunft. Das Wetter. Ob jemand einen mies behandelt. Ob etwas Dummes passiert.
Aber wie man damit umgeht – das kann jeder frei entscheiden.
Ob man es als gegeben hinnimmt.
Oder zur Liebe steht.

Du kannst nicht nur deine Hautpflege und dein Frühstück aussuchen – du kannst tatsächlich und ehrlich entscheiden und gestalten, wer du bist und was du aufgrund dessen glauben, denken und fühlen möchtest.
Ohne jede Voraussetzung, ohne emotionales High, ohne, dass du darauf wartest, dass jemand anderes sich verändert, damit du weitergehen kannst.
Die Tatsache, dass es das überhaupt gibt und dass man es darf – und vor allem, dass es funktioniert! – begeistert mich grenzenlos.
Mehr noch als Tomatensalat auf ungarischer Bauernmalerei.

Es ging heute gar nicht wirklich ums Geschirr, aber das habt ihr schon gemerkt, stimmt’s ;)?

Liebesgrüße
Joanna

Für jeden, der sich in diesem Bereich noch mehr Inspiration wünscht („Ich möchte das, kriege das aber irgendwie nicht hin.“), handfeste Tipps braucht („Aber was mache ich, wenn…? Aber wie gehe ich damit um, falls…?“) oder eine ganz persönliche Frage an mich hat („Aber Joanna, bei mir ist das so.“), gibt es die Möglichkeit, an einem der Liebesbotschaft Life ID Workshops teil zu nehmen.
Nicht online, sondern live in Nürnberg.
Die Zahl der Teilnehmer ist sehr begrenzt und im März nur noch wenige Plätze verfügbar.
Es ist ein Investment nur in dich – ich kann dir garantieren, dass es dich enorm nach Vorne bringt.

You Might Also Like

vor
zurück

16 Comment

  1. Reply
    Joanna
    24. Januar 2024 at 13:07

    Liebste Joanna,

    diesen Text (aber auch unzählige andere) habe ich heute so gelesen, als hättest du ihn nur für mich geschrieben Genau so möchte ich leben! Und dank deiner langjährigen Unterstützung gelingt mir das auch schon sehr oft. Heute hatte ich einen Arzttermin in Wilhelmshaven, meine Onkologin hat ihn für mich vereinbart. Wie sehr habe ich mich darüber gefreut, dass ich nebenbei eine tolle Ausrede habe, um das Meer zu besuchen Das Wetter spielt nicht so ganz mit und die Züge fahren schon wieder nicht, aber das soll mich doch nicht beeinflussen. Diese Entscheidung habe ich schon gestern getroffen und genieße den Aufenthalt hier in vollen Zügen
    Den Text werde ich mir wàhrend der Zugfahrt nach Hause noch mehrmals durchlesen und gut einprägen
    Liebe Grüße
    Joanna

    1. Reply
      Joanna
      24. Januar 2024 at 21:19

      Ach Joanna, du bist einfach die Beste ❤️❤️❤️!!!
      Ich bin so unfassbar stolz auf dich.

  2. Reply
    Kathrin
    24. Januar 2024 at 18:45

    ❤️

    1. Reply
      Joanna
      24. Januar 2024 at 21:19

      ❤️

  3. Reply
    Tanja
    24. Januar 2024 at 20:34

    So schöne inspirierende Gedanken auf so wundervollen Tellern serviert . Danke

    1. Reply
      Joanna
      24. Januar 2024 at 21:20

      So gerne :).

  4. Reply
    Petra von FrauGenial
    24. Januar 2024 at 21:51

    Wenn ich demnächst aus so einem schönen Porzellan esse, so werde ich mich so schön an deine Worte erinnern. Und ich glaube nicht nur bei dem farbenfrohen Porzellan, sondern bei jedem..und natürlich beim Tomatensalat.

    1. Reply
      Joanna
      25. Januar 2024 at 18:04

      Ha ha, ganz genau!

  5. Reply
    Heike
    25. Januar 2024 at 8:25

    So much needed! Ich danke dir, liebe Joanna ❤️

    1. Reply
      Joanna
      25. Januar 2024 at 18:04

      Unendlich gern ❤️

  6. Reply
    Lilli
    25. Januar 2024 at 9:50

    Bin seit Jahren ein stiller Leser und du hast mir schon sehr oft geholfen durch deine Texte.
    Bin sehr froh dich gefunden zu haben

  7. Reply
    Viola
    25. Januar 2024 at 14:28

    Ich – aus Versehen in einer missbräuchlichen und dann gewaltätigen „Beziehung“/Anbandlung gelandet – Gott sei Dank schnell wieder raus, aber „gemacht“ hat es natürlich trotzdem was, im Inneren und im Außen – bin grad sehr dankbar, dich, den Text und deine / eure Liebe zu haben und die Erinnerung, dass ich wählen kann.

    Danke ❤️

    1. Reply
      Joanna
      25. Januar 2024 at 18:04

      So soooo gerne ❤️❤️❤️!!!!

  8. Reply
    Anke
    25. Januar 2024 at 20:06

    Auch mir tut der Text gerade sooo gut….so ein Durcheinander im Kopf, das geordnet werden will…da helfen deine Gedanken ungemein. Danke!

  9. Reply
    Susanne
    15. Februar 2024 at 10:00

    Ach, Joanna, mindestens 3 Jahre (what!!) war ich nicht hier auf deinem Blog, und als müsste es so sein, stolperst du vor meine Nase … jetzt, wo ich mal die Decke über dem Kopf wieder etwas anheben kann und merke, dass die Helligkeit zurückkommt … langsam, aber sie kommt!
    Und ausgerechnet DIESEN Beitrag lese ich und finde es so wunderbar, wie unaufdringlich du inspirierst, wo andere die „es-liegt-nur-an-dir-KEULE“ schwingen.
    Vielen Dank dafür!
    Werde jetzt also die Beiträge der letzten 3 Jahre durchforsten, geht ja notfalls auch mit Decke über dem Kopf, weil sämtliche Displays beleuchtet sind … ABER, die Decken werden dünner und lassen immer mehr Licht rein!
    Liebste Grüße,
    Susanne

    1. Reply
      Joanna
      15. Februar 2024 at 11:20

      Susanne ♥♥♥!!!
      Ich freu mich so, dass es dich gibt!

Schreibe einen Kommentar