In einem Altbau zu wohnen, hat unfassbar viel Charme und ein paar Nachteile.
Vor allem, wenn nicht saniert wurde.
So schließt meine antike, wunderschöne Eingangstür zwar, lässt dabei über die komplette Länge einen fast 0,5cm schmalen Spalt offen.
Das bedeutet, dass jedes Mal, wenn jemand an meiner Türe vorbeiläuft, steht oder spricht, es so klingt, wie wenn er IN meiner Wohnung stünde, spräche, liefe.
(Kurzer Herzinfarkt, wenn man alleine ist, dann geht‘s wieder ;)).
Nun zu den Vorteilen.
Im Apartment neben mir wohnt Anton samt Eltern.
Anton ist 3 Jahre alt, hat sehr lange blonde Haare, liebt Bagger, verlässt an jedem Morgen um halb neun die Wohnung und kommt um kurz nach vier nach Hause.
Das weiss ich deshalb so genau, weil Anton dabei nie still ist:
Er plappert vergnügt vor sich her, singt lauthals, meckert und weint manchmal, wenn er auf der Treppe stolpert oder weil alles blöd ist.
Ganz egal, was ich gerade tue: Wenn ich Anton höre, bin ich auf der Stelle glücklich.
Manchmal sogar so sehr, dass ich schnell zur Türe laufe, diese öffne und „Hallo Anton!“ sage (wie so ein Creep).
Anton schaut dann groß und überrascht und fängt in der nächsten Sekunde schon wieder an zu reden, streckt mir den Bagger hin, oder fragt, was ich gerade mache.
Ihr könnt sagen, was ihr wollt, zwei Mal täglich Anton zu hören ist unbezahlbar.
Hoffentlich sanieren sie niemals meine Wohnungstüre.
Antons Eltern nehmen in meiner Abwesenheit meine Pakete an, im Gegenzug tue ich dasselbe für sie.
Für Anton selbst ist es ein aufregendes Ereignis: Er rennt zur Wohnungstüre und besteht darauf, mir meine Sendung persönlich zu überreichen.
Ungeachtet der Größe.
Er möchte wissen, was im Paket sei, ich schlage vor, dass wir es gemeinsam herausfinden.
Anton nickt eifrig, wir setzen uns auf den Boden und öffnen die Verpackung: Der Inhalt offenbart diesmal eine Handtasche und – zur größten Freude meines dreijährigen Nachbarn – eine ganze Packung Kekse. (Für die Eskalation ist die Keksfabrikantin Anita Freitag-Meyer verantwortlich).
Ich frage, ob wir auch diese gemeinsam probieren wollen, Anton nickt wieder eifrig.
Seit der „Nach Kekse-Ära“ ist Anton zutiefst davon überzeugt, dass meine Pakete allesamt nur großartigen Inhalt haben und das gemeinsame Auspacken ist ein noch aufregenderes Ereignis als zur „Vor Kekse-Ära“.
Das gestrige Paket bekomme ich sogar persönlich geliefert – als ich meine Wohnungstüre öffne, steht Anton mit seinem Vater stolz vor mir.
Der Inhalt besteht diesmal aus einer Gesichtspflege (zu unser aller Enttäuschung blieb die Kekslieferung einmalig), ich trage eine winzige Menge auf meinem und Antons Handrücken auf, wir schnuppern am zarten Duft, Anton ist wunschlos glücklich.
Anschließend stellt er seinen mit grünen Gummistiefeln beschuhten Fuß in meinen Flur.
„Ich bin in deiner Wohnung!“ ruft er freudig.
„Aber Anton!“ entgegne ich erschrocken, „Das ist die falsche Wohnung! Du hast es verwechselt!“
Anton lacht laut das glucksende, glücklichmachende Lachen eines Dreijährigen.
„In meiner Wohnung gibt es keine Spielsachen.“ füge ich seufzend hinzu.
„Aber ICH habe Spielsachen!“ ruft Anton begeistert. „Kommst du mich besuchen?“
Ich nicke. „Ich komme dich gerne bald besuchen.“
Anton und ich strahlen uns an, er dreht sich zu seinem Vater.
„Joanna kommt mich bald besuchen.“
Mein Nachbar nickt, alle sind hochzufrieden mit der Gesamtsituation, wir verabschieden uns.
Die „Nach Kekse-Ära“ ist eine wunderschöne Zeit.
Für alle Beteiligten.
Liebesgrüße
Joanna
Sabine
16. November 2022 at 14:43Awwwh… Mir ist ganz warm ums Herz. Mein Sohn heißt auch Anton und ist schon 9. Ich erinnere mich lebhaft an die Baggerphase, er hat auch jeden angesprochen und sogar aus Menschen, die Kindern eher kritisch gegenüber stehen, Fans von ihm gemacht. Wie gut, dass die Tür den Spalt hat…
Joanna
16. November 2022 at 18:53Ja, beinahe das Beste an der Wohnung ;)!
Syb
16. November 2022 at 15:14Mein Anton heißt Greta.
Liebe geht raus
Joanna
16. November 2022 at 18:53Wie süüüüüß!
Susanne
16. November 2022 at 15:18Heute habe ich in einer Krippe hospitiert in der ich vielleicht arbeiten möchte. Ich tausche meinen Bürojob ein gegen 10 Antons. Könnte mir nichts Schöneres vorstellen:-)
Joanna
16. November 2022 at 18:54Es ist wirklich sooo schön <3.
Stilvoll Karin Wiebusch
16. November 2022 at 15:20Ich bin jetzt auch glücklich ❤️
Ich konnte fast das Lachen und die Stimme von Anton ( was für ein süßer Name Hach ❤️) hören.
So schön geschrieben, hab ein bisschen Pippi in den Augen.
Danke
Joanna
16. November 2022 at 18:55Glaub’s oder nicht:
Ich hab’s nur deshalb aufgeschrieben.
Eine so kleine Begebenheit, die so glücklich macht ❤️.
Das wird auch aufgeschrieben funktionieren.
Hat geklappt!
sunni
16. November 2022 at 15:33Hach, und man möchte sofort auch einen Anton. Kekse kommen dann schon irgendwie. GlG, auch an Anton!
Joanna
16. November 2022 at 18:55Ja, Prioritäten setzen!
Martina
16. November 2022 at 16:54Wundervoll 🙂
Joanna
16. November 2022 at 18:55Ja ❤️!
Antje
16. November 2022 at 19:03Ich bin sofort verliebt in Anton! In Dich und die Liebesbotschaft sowieso – danke für all die Liebe
Joanna
16. November 2022 at 19:06Ha ha, ich auch ❤️.
Es ist ZU niedlich!
DANKE ❤️!
Nadin
16. November 2022 at 19:33Mein kleiner Anton im Haus wohnt aktuell noch im Bauch seiner Mama. Ich werde wohl noch etwas Geduld haben müssen….
Elke
17. November 2022 at 6:47Gerade sehe ich meine kleinen „Antons“ aus meiner Schulklasse vor mir. Ich muss gleich los zu ihnen und heute freue ich mich noch mehr als sonst auf meinen Schultag….. dank dir ❤️
Joanna
17. November 2022 at 6:57Du Glückliche ❤️!
Petra
17. November 2022 at 18:09Liebe Joanna, was für eine wunderschöne bezaubernde Geschichte. ❤️Es fühlt sich so an, als hätte man gerade in seinem Lieblingsbuch gelesen. Man spürt die Unbeschwertheit und das Glück – und bleibt mit einem Lächeln zurück. Danke, dass du dein Erlebnis mit Anton mit uns geteilt hast. Liebe Grüße Petra
Joanna
19. November 2022 at 8:26Danke ❤️!!!
Petra
17. November 2022 at 23:40Seltsam. Seit wann werden denn positive Kommentare gelöscht?
Joanna
19. November 2022 at 8:26?
Petra
19. November 2022 at 13:53Liebe Joanna, pardon. Kannst du meinen Irrtum bitte löschen? Vielen lieben Dank! LG Petra
Frieda
18. November 2022 at 11:37Und die Moral von der Geschichte: Öfter mal Kekse an Freunde und Bekannte schicken, damit sie die mit ihren jeweiligen Antons auspacken können. 😀
Joanna
19. November 2022 at 8:26😉
Carolin
19. November 2022 at 20:52Oh Joanna, jetzt möchte ich dir direkt wöchentlich Kekse schicken, um euch zwei Süßnasen eine Freude zu machen <3
Alina
11. Dezember 2022 at 1:26Liebs, liebs, liebs ❤️
Joanna
11. Dezember 2022 at 19:30❤️