Inspiration

Krieg in der Ukraine: Wie ich mit der momentanen Situation umgehe.

Ich habe niemals behauptet, dass das Leben rosa und die Welt voller Liebe sei.
Und dennoch habe ich wie die Meisten ungläubig auf das Weltgeschehen der letzten Tage geschaut:
Fassungs- und Sprachlosigkeit. Betroffenheit. Ohnmacht.

Selbstverständlich leben wir auf keinem dauerhaft und gänzlich friedlichen Planeten, noch ist die Situation in der Ukraine vollkommen neu.
Dennoch wiegt die geographische Nähe der konkreten Eskalation und die Tatsache, dass ich selbst zur Hälfte Polin bin und Menschen sowohl aus der Ukraine als auch aus Russland persönlich kenne, für mich um einiges mehr.
Obendrauf hat das aktuelle politische Geschehen eventuell enorme Auswirkungen auch auf unser Land.

Diese Haltung  ist nicht unfair oder ignorant dem restlichen Leid der Welt gegenüber, sondern vollkommen normal.
Und so verzichtete ich in den letzten zwei Tagen auf Kooperationen, schränkte private Social Media-Snippets sehr ein und las, hörte und schaute stattdessen alles, was sich an Nachrichten, Erklärungen und Hintergrundinformationen finden liess, inklusive Putins Rede, aktuellen Berichten der Menschen vor Ort und den Einschätzungen der langjährigen Auslandkorrespondenten.

Nur, um anschließend zum folgenden Fazit zu kommen:
Es ist alles ganz, ganz schlimm.
Das Blutvergießen in der Ukraine, unsere Abhängigkeit von Russland, die möglichen enormen Konsequenzen auf das Weltgeschehen und das unberechenbare Denken und Handeln eines Despoten.
Wen das gänzlich kalt lässt, hat entweder kein Herz oder ist ein Weltmeister im Verdrängen.

Nun ist jeder Umgang mit einer Krisensituation legitim:
Während der eine sich so lange mit Nichtigkeiten ablenkt, bis sein Hirn zu Brei wird und anschließend kaum mehr fähig ist, den Ernst der Lage wahrzunehmen, verfällt der andere in blinden Aktionismus, indem er nicht nur sich, sondern seine Community stündlich über alles informiert, der Dritte kann vor lauter Angst um seine Zukunft kaum schlafen und zieht sich zurück, wiederum ein anderer ereifert sich in Schuldzuweisungen und Ratschlägen  „Was und wer alles falsch gemacht hat.“
Nichts ist falsch, nichts ist richtig, ich habe für jeden Verständnis, keiner von uns hat den „Wie gehe ich mit einer permanenten Kriegssituation und -gefahr mental um?“ – Workshop besucht.

Deshalb fällt dieser Text kurz aus und hat nur ein einziges Thema: Wie ich es mache.
Nach dem Lesen könnt ihr entweder inspiriert sein oder euch weiterhin Sorgen um die Welt und die Zukunft eurer Kinder machen.
Es steht mir nicht zu, ein Urteil darüber zu fällen, wenn jemand sich anders entscheidet und den ganzen Sonntag damit verbringt, sinnfreie Dinge zu tun, bis er vor Erschöpfung einschläft.
Ich meine es wirklich so.
Was auch immer dir hilft.

Wie ich es mache, hängt sehr viel mehr mit einem tieferen Verständnis meiner Person und meines Lebens zusammen und hat nicht so stark mit der Lage der Umstände zu tun.
Ich bin fest davon überzeugt, dass mein Leben nicht einfach random „Boom!, jetzt bist du hier, schau‘ zu, wie du zurechtkommst, deine Rechnungen zahlst und nicht zu früh stirbst .“ – like ist.

Klingt pathetisch, ist aber komplett nüchtern: Ich bin hier, weil ich eine Aufgabe auf dieser Welt habe.
Ich bin hier, weil die Menschen mich brauchen.
Weil es einen Unterschied macht, ob es mich als Person gibt, einen Unterschied macht, ob ich diese Aufgabe erfülle, einen Unterschied macht, ob ich klar, stark, liebevoll und im Hier und Jetzt für die Menschen da bin – oder in Gedanken versunken mich um mich selbst oder meine fünfzehn Herausforderungen drehe.

Ich kann keinen anderen Ausdruck dafür finden, ohne dass es nicht bis zum Erbrechen kitschig klingt, aber Tatsache ist:
Mein Leben ist Liebe ist Stärke ist Souveränität ist Lebensfreude ist Genuss ist Tragfähigkeit ist Resillienz.
Alles vom Ersten bewirkt, nichts entspringt einem Selbstoptimierungswahn, man braucht sich folglich nur das Erste merken.

Deshalb kann und will ich es mir nicht erlauben, dass sich auch nur die feinste Schicht der Niedergeschlagenheit oder Sorge über mein Gemüt legt – selbst, wenn es für jeden absolut nachvollziehbar und der momentanen Situation sogar angemessen wäre.
Meine Lebensfreude oder Genuss sind niemals von der momentanen Situation abhängig, heute Loft, morgen Corona, heute eine schöne Nachricht, morgen eine unerwartete Rechnung, dieser emotionale Rollercoaster ist unfassbar stressig für mich, ich bin schon lange ausgestiegen.

Bei den meisten Dingen ging es bisher nicht um eine existenzielle Gefahr und dennoch kann ich auch dieses Thema vom Unbeedrucktsein nicht ausschließen.
Diese Gefahr mag momentan durchaus da sein, aber so viel Macht kann ich keinem einräumen, dass er über mein Leben bestimmt:
Weder einem russischen Machthaber noch einer bedrohlichen Lage.

Vielleicht habe ich nicht die Macht über das Ausmaß der Sanktionen, allerdings habe ich jede Macht darüber, wie der heutige Tag für mich verläuft und ob er mit so viel Liebe, Genuss, Produktivität und Lebensfreude gefüllt ist, wie es nur möglich ist.
Jede Macht darüber, in welcher Verfassung ich ins Bett gehe und wie ich morgen aufwache.

Ich habe begrenzte Kapazitäten von 24 Stunden und kann der Angst deshalb keine 10 Minuten meines Tages erübrigen.
Ich will Sorge keine Existenzberechtigung in meinem Alltag geben, brauche all den Platz für Liebe zu den Menschen – dass ich damit kein emotionales Schwelgen oder mitleidiges, nichts bewirkendes Fühlen meine, wisst ihr bereits.

Meine Person und mein Leben stehen für Exzellenz, Furchtlosigkeit, Sicherheit, Schönheit und Größe.
Diese Welt ist nicht voller Liebe.
Aber ich bin es.

Ob ich wie – gerade jetzt – nur finanziellen Support* leiste oder zukünftig auch darüber hinaus etwas tun kann, werden wir dann sehen.

Und genau so gehe ich mit dieser Situation um.
Everyone welcome to join.

Liebesgrüße
Joanna

*Hier kommen eure Spenden für die Ukraine gut an:
Diakonie Katastrophenhilfe
Ärzte ohne Grenzen
Caritas
Uno Flüchtlingshilfe
SOS Kinderdörfer

 

 

 

 

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18 Comment

  1. Reply
    Teresa C.
    27. Februar 2022 at 15:32

    Ich bin dabei. Da ich gläubig bin bete ich auch noch dazu.
    Ich bin mir sicher, dass die LIEBE siegen wird egal wie schlimm es gerade aussieht. Danke Joanna

  2. Reply
    Gundi
    27. Februar 2022 at 15:40

    Liebe Joanna,
    Einfach wunderbar geschrieben.
    Auch wenn wir uns nicht persönlich kennen,
    hab Dich lieb.
    ❤️❤️❤️Gundi

  3. Reply
    Elke Müller
    27. Februar 2022 at 15:51

    Vielen Dank für das Teilen Deiner Sichtweise. So kommt man raus aus der Hilflosigkeit – oder gar nicht erst rein❣️

  4. Reply
    Madeleine
    27. Februar 2022 at 16:06

    ❤️ just love

  5. Reply
    Susanne
    27. Februar 2022 at 16:08

    Joanna, du bist die Allertollste. Mich haben schon vor der Ukraine die Kriege in der Welt tief betroffen gemacht und manchmal nicht schlafen lassen. Mir steht der Jemen und die Frauen dort, die von Saudi-Arabien mit Krieg heimgesucht werden, nicht ferner als die Ukraine, und die grausamen Kriege auf dem afrikanischen Kontinent sind genauso schlimm für mich.wie die Kriege in Europa. Ich trage die Sanktionen gegen Russland bedingungslos mit und verstehe nicht, warum die gleichen Sanktionen nicht auch den arabischen und afrikanischen menschenverachtenden Regimes auferlegt werden. Aber ich bin nicht Rambo, ich kann mir keine Waffe besorgen, mich in die Ukraine begeben und die Männer dort wirkungsvoll in ihrem Kampf unterstützen. Ich bin eine Frau und 65 Jahre alt, ich kann nur den Kopf oben behalten und hier ein bisschen helfen, den Flüchtlingen zum Beispiel. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass wir es gemeinsam schaffen, der Demokratie zu helfen, und nicht ein ganzes Land an einen Despoten verlieren.
    Was ich brauche, um den Kopf oben behalten zu können, sind deine Posts, Joanna, die so viel Liebe und Stärke und Zuversicht und Schönes enthalten. Mir ganz persönlich bedeutet zum Beispiel die Schönheit – in jedem Lebensbereich – unendlich viel und gibt mir so viel Lebensmut. Und den hole ich mir, so oft ich kann, bei dir. Ein Tag, der mit einem Post von dir beginnt, verläuft ganz anders, als wenn ich mich allein durchkämpfen muss. Meine eigene Liebe wird größer, wenn ich deine Sätze lese. Und deshalb hoffe ich so sehr, dass du weiterhin für mich – und sicher noch viele andere – da bist, in der gleichen Weise wie immer.
    Alles Liebe und einen wunderschönen Sonntag.

  6. Reply
    Melanie
    27. Februar 2022 at 16:23

    Eine total nachvollziehbare Haltung, Joanna.

  7. Reply
    Petra
    27. Februar 2022 at 16:35

    Es hat auch mir die letzten Tage viel Zeit und Kraft gekostet. Ich habe mit meiner engsten Freundin, die Familie aus der Ukraine hat, täglich telefoniert. Wir haben geweint, aber dann gab es auch Momente wo wir einfach gelacht haben. Man gibt sein Bestes. Und ich habe auch vor kurzem beschlossen, dass ich der Angst mir bewusst bin, aber sie nicht Oberhand an meinem Leben gewinnt.

  8. Reply
    Steffi
    27. Februar 2022 at 16:37

    Joana, wie ich Dich liebe. Ich lieb Dich so sehr, das es fließt durch jede Zelle, wenn ich das lese, ich kann es wirklich (!) körperlich wahrnehmen.

    Ich lese Dich seit fast 10 Jahren. Danke, dass Du da bist. Genau hier, genau jetzt, so klar. Deine Botschaft kommt an. DANKE!

  9. Reply
    Caroline
    27. Februar 2022 at 16:40

    Wie wichtig du bist! Einfach zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Worte herausge(z)(r)ückt! Tausend Dank!

  10. Reply
    Steffi Reiffers
    27. Februar 2022 at 16:44

    Du hast Recht, liebe Joanna, ich russel mich noch kurz und dann geht’s weiter mit Liebe, wie es sich für eine Liebesbotschafterin gehört.
    Ich habe mir es auf die Fahne geschrieben:
    ‚Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt‘ Mahatma Gandhi und daran werde ich mich bis zum letzten Atemzug halten.
    In Liebe Steffi❤❤❤

  11. Reply
    Gaby
    27. Februar 2022 at 17:58

    den ganzen Tag habe ich suf Deinen Kommentar gewartet, liebe Joanna. Jetzt weiss ich, dass ich meine Haltung der Liebe und Stärke, der Freude am Leben und der unendlichen Schönheit dieser Welt nicht einem Alten Mann mit Allmachtsfantasien opferen werde.Depression und Verzweiflung helfen niemandem weiter,ganz im Gegenteil sie schwächen uns, nur mit Stärke können wir helfen.
    Danke Joanna

  12. Reply
    Sunni
    27. Februar 2022 at 17:59

    Liebe Joanna,
    dank! Ja, Angst…habe ich auch, aber sie darf nicht mich und mein Leben fressen. Damit ist niemandem geholfen. Auch meinen Enkelkindern nicht. Wenn ich helfe, wo und wie ich kann (wir haben eine ganz lange Partnerschaft mit Ternopil in der Ukraine, und auch hier Menschen aus Russland und der Ukraine, die wir gut kennen) und außerdem versuche ich Ruhe, Liebe und Optimismus zu geben, da, wo sie gebraucht werden, ist es die beste Art mit dieser Situation umzugehen. Auch für mich. Denn wer sich selbst vergißt, der kann nicht wirklich geben! Herzlichst, Sunni

  13. Reply
    Pia
    27. Februar 2022 at 21:34

    „Wir wissen nichts“. Insofern ist deine Haltung, die beste, die man haben kann. Danke für deine Worte!
    Pia

  14. Reply
    Ombia
    28. Februar 2022 at 22:33

    Tausend Dank für Deine Worte.
    Wir wissen das alles eigentlich schon, vergessen es aber immer wieder.
    Deine Texte kommen wie ein dringender Resetbutton an.
    Wenn man traurig, kraftlos oder verzweifelt ist, kommen Deine Texte wie ein Balsam auf die Seele.
    Spenden Trost und Zuversicht, erhellen den Weg wenn man nur Dunkelheit sieht und nach jedem Text hier denke ich: genauso macht man das. Vorwärts.
    Es ist nicht immer alles gleich leichter, aber klarer.

  15. Reply
    miras_world_com
    1. März 2022 at 10:36

    Es ist unfassbar, dass es soweit gekommen ist! Die Menschheit hat leider nichts aus der Vergangenheit gelernt. Du hast auch recht, wie abhängig man voneinander ist. Ich gebe zu, ich möchte nicht die Verantwortung tragen und die Aufgabe haben nach Lösungen und Entscheidungen zu treffen. Keine leichte Kost für die Politiker. Davon hängt soviel ab. Ich wünsche uns Allen, ein gutes und rasches Ende! Liebe Grüße!

  16. Reply
    Anna
    1. März 2022 at 22:27

    „Diese Welt ist nicht voller Liebe.
    Aber ich bin es.“

    WAS FÜR EIN STATEMENT ♡

    ICH AUCH!

  17. Reply
    Antje
    5. März 2022 at 7:47

    … ich habe das Gefühl, dass ich durch die Berichterstattung in den Medien kein umfassendes Bild über die Geschehnisse in der Ukraine bekomme und ich werde das Gefühl nicht los, dass die Dinge nicht so sind, wie sie erzählt und gezeigt werden oder wie sie scheinen. Erschreckend finde ich, wie und in welchem Ausmaß auch bei diesem Thema die Berichterstattung für Spaltung sorgt.

    Also liebe ich so viel ich kann und weil ich glaube, dass fast alle Menschen in ihrem Kern Liebe sind, ist irgendwann (am liebsten eher heute als morgen) alles rosa, Liebe und Frieden…

  18. […] haben. Daher kann ich hier nur noch einmal auf die Meinungen von Texterella, Luiza, Conny, Claudia, Joanna und Nicole hinweisen, während ich noch so vor mich hinschliddere und meine eigene Antwort […]

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