Jeder, der überlegt nach Berlin zu ziehen, wird mit einer Tatsache konfrontiert werden.
Von allen Personen, die in Berlin leben.
Ernsthaft.
Jeder wird dich darauf hinweisen, ob du willst oder nicht: Es ist unmöglich, eine Wohnung zu finden.
Die Mieten seien unbezahlbar, die Bewerber auf eine Wohnung kommen zu Tausenden, grundsätzlich ist es einfach nicht möglich.
Mit diesen hoffnungsvollen, aufregenden Aussichten machte ich mich vor 5 Jahren auf die Suche nach meiner ersten eigenen Wohnung.
Nachdem mir grundsätzlich kein Makler auf meine Nachrichten über die gängigen Websites geantwortet hatte, landete ich schließlich über einen Kontakt im Prenzlauer Berg.
Meine Mum und ich hatten unsere erste, offizielle Besichtigung.
Die Wohnung im Prenzlauer Berg war exakt so, wie man sich den Bezirk vorstellt:
Alleen, umsäumt von blühenden Bäumen, kleinen Buchläden, Eisdielen und jungen Müttern mit Bugaboo Kinderwagen in der linken und Cappuccino To-Go in der rechten Hand.
Die Wohnung war frisch renoviert, hatte eine lichtdurchflutete Küche mit Balkon und vermittelte ein Gefühl der Sicherheit: Hier ist alles safe.
Der Hausmeister war täglich vor Ort, die Nachbarschaft hielt die Mülltrennung im Blick, die Eigentümergemeinschaft prüfte jeden potenziellen neuen Mieter ganz genau.
Der Vormieter den wir trafen, wollte unbedingt, dass außer seiner Ikea Kommode und Küchenmöbeln auch sein „selbstgebautes“ Regal übernommen wird (zwei Holzbalken in einer Nische des Flurs. Wahre Schreinerkunst.), sonst war das junge Paar aber glücklich über mich als Nachmieterin.
Ein auf dem Silbertablett präsentierter Deal.
Alles, ich meine wirklich alles in dieser Wohnung schrie: „Besser wirst du es nicht treffen! Ich bin sicher! Ich bin süß! Ich bin vernünftig!“
Gemeinsam mit meiner Mum schaute ich alles genau an, wir bedankten uns herzlich, versprachen unsere rasche Rückmeldung und wussten beim Schließen der Türe: Nein.
Der Grund war folgender:
Die eigenen vier Wände sind für mich der intimste Ort, den es gibt.
In der eigenen Wohnung oder dem eigenen Zimmer kann ich einfach ich sein. Neben den Möbeln, der Wandfarbe und den frischen Blumen fülle ich es vor allem mit einem: Meinem Sein.
Die eigene Wohnung gibt einen in einer Art und Weise wieder, wie es kein Kleidungsstil oder kein Freundeskreis repräsentiert: Hier bist du für dich.
Du entscheidest, welche Atmosphäre herrschen soll und welchen Ausdruck du widerspiegeln möchtest: Das passiert bewusst oder unbewusst.
Mir war klar: Wenn ich in meiner Wohnung stehe, dann weiß ich es.
Es ist eine innere Intuition, ein ganz feines, inneres Gefühl von „hier kann ich mich sehen“.
Das hat übrigens nichts mit dem Budget (ich hatte praktisch keines) und auch nicht unbedingt mit den Umständen zu tun. Selbst wenn ich in eine WG mit Tausend Kompromissen in einem völlig anderen Bezirk gezogen wäre, hätte ich trotzdem dieses innere „Ja“ gebraucht.
Neben der Besichtigung im Prenzlauer Berg hatten wir noch eine weitere Wohnung in wager Aussicht: In Mitte.
Beim Hofeingang begrüßten uns wilde Graffitis, die Mülltonnen links standen völlig frei zugänglich (in einer anderer Stadt vielleicht kein Problem, in Berlin wird nachts darin gewühlt), das Haus hatte einen so kleinen, dunklen Eingang, dass man über die ersten Treppenstufen stolperte.
Der Vormieter war ein Bekannter, der uns den Schlüssel überlies und so betraten meine Mutter und ich die Wohnung ganz alleine.
Ein sauberes, aber nicht frisch saniertes Bad, eine wilde Küchenkonstellation aus zusammengestellten… Kommoden (?) neben einer uralten Spüle und einem noch älteren Herd.
Und giftgrüne Wände.
Und ein PVC Boden in Schachbrettmuster, der so schlecht verlegt war, dass er sich an den Seiten des Raumes wölbte.
Very charming.
Das Wohnzimmer präsentierte ein braunes, günstiges Parkett, der an manchen Stellen kaputt war.
Insgesamt gab es keinen Boden im gesamten Appartment, der professionell verlegt wurde.
Wir standen in jedem Raum für einen kurzen Moment und ich wusste: Die ist es.
Nichts an der Wohnung war perfekt, aber je länger wir uns darin aufhielten, desto stärker wurde diese Überzeugung.
Meine Mum sagte: „Die Wohnung im Prenzlauer Berg unterscheidet sich in keinem Punkt von einer Wohnung in Stuttgart. Alles ist sauber, anständig und läuft nach Protokoll. Diese Wohnung ist Rock‘ & Roll, urban, cool, sie hat richtig Persönlichkeit.“
Sie hatte recht.
Für mich gab es keine Frage mehr.
Nach meiner Entscheidung dauerte es dann noch eine gefühlte Ewigkeit bis die Hausverwaltung irgendetwas auf die Reihe bekam alles offiziell in die Wege leitete, aber letztendlich hielt ich den Schlüssel in der Hand.
Ich zog in die Rock‘ & Roll Mitte Wohnung.
Die ersten Wochen lebte ich aus Umzugskartons und saß auf den alten Möbeln des Vormieters, die ich zwangsweise super freiwillig übernommen hatte.
Nach und nach:
– strichen wir die Böden weiß (Mit irgendeiner günstigen Farbe. Aussage der Hausverwaltung: „Machen Sie, was Sie wollen.“),
– tauschten die alte Spüle und Küche aus (Bis auf den Herd. Bis heute bin ich überzeugt, dass der Ofen dreihundert Jahre alt sein muss. Bestimmt kann ich den noch für viel Geld an ein Museum verkaufen.),
– verscherbelte ich auf Ebay Kleinanzeigen alles an alten Möbeln für die kleinsten Preise (Innerhalb von einer Stunde war alles verkauft, innerhalb eines Tages abgeholt und die Wohnung leer.).
Dann, über Monate und inzwischen Jahre, füllte ich alles mit meiner Persönlichkeit.
Das drückt sich in den Büchern aus, die gestapelt auf den Fensterbänken und Wohnzimmertisch liegen, den Kissen, in die ich mich gerne einkuschele und den Bildern, die an der Wand lehnen.
Es gibt Tausend Details, die ich noch verändern möchte, mindestens Hundert Sachen, die absolut nicht perfekt sind, und trotzdem tauche ich jedes Mal in eine Atmosphäre der Ruhe ab, wenn ich meine Wohnung betrete.
Ich liebe es, selber bestimmen zu können, was ich mit meiner Einrichtung ausdrücken möchte.
Über das letzte Jahr wollte ich eine immer noch leichte, aber etwas „erwachsenere“ Stimmung schaffen.
Die Lounge-Chairs mit Wiener Geflecht waren die beste Investition, kaum ein Möbelstück lässt alles im Raum so viel hochwertiger wirken, wie dieses Statement-Piece. Ein wenig wie die Designer Tasche zum H&M Sommerkleid.
Meine Recamiéres liebe ich nach wie vor innig, die Kissen wechseln manchmal mit der Saison, wenn ich Lust auf neue Farbakzente habe.
Der große, schwarze Tisch war zuerst mehr ein Experiment und ich war nicht sicher, ob das massive, dunkle Material funktioniert.
Kaum hatte ich ihn hingestellt, war ich sofort schockverliebt.
Das Zusammenspiel aus Schwarz und Weiß, Schwer und Leicht, warmen Tönen des Wiener Geflechts und kühlem Silber der Lampen schaffen für mich eine Atmosphäre aus entspanntem Luxus.
Hier schneide ich meine Videos, recherchiere neue Projekte und schaue so viele „Sex and The City“ Folgen, bis ich alle Dialoge auswendig kann.
Wer mich wirklich kennen lernen will, muss einmal meine Wohnung betreten haben.
Umso mehr freue ich mich, euch heute einen so nahen Einblick in mein Wohnzimmer geben zu können.
1. Recamiére: HIER 2. Kissenhülle Samt: HIER 3. Aufbewahrungskoffer / Beistelltische: HIER
4. Decke Grau: HIER 5. Poster Abstrakt Rosa: HIER
6. Lounge Chair: HIER 7. Lampe: HIER 8. Kissenhülle Leinen: HIER 9. Parks London Kerze: HIER
10. Glas Box Schwarz: HIER
11. Couchtisch: HIER 12. Baobab Kerze: HIER 13. Buch „Dior“: HIER
14. Glas Objekt „Knot“: HIER 15. Marmortablett: HIER
1. Lounge Sessel: HIER 2. Lampe: HIER 3. Kissenhülle Streifen: HIER 4. Glas Box Gold: HIER
5. Bild Abstrakt Gelb: HIER
6. Sideboard: HIER 7. Decke Beige:HIER 8. Kerze Diptyque: HIER 9. Beistelltisch Holz: HIER
10. Kerze Schwarz:HIER
11. Bild Elefant: HIER 12. Vase: HIER 13. Buch „Streets Of Paris“: HIER 14. Kissen Beige: HIER
15. Hängelampe: HIER
Habt ihr ein neues Interior Highlight für euch entdeckt?
Liebesgrüße,
Jil
Sonja Leidgschwendner
31. März 2020 at 19:20Sehr geschmackvoll!!! Wow!!
Woher sind die hohen Beistelltische in schwarz?
Jil
20. April 2020 at 11:20Die beiden Beistelltische sind schon gute 5 Jahre alt und nirgendwo mehr erhältlich. Ich habe mein Bestes gegeben, zumindest Ähnliche zu finden – leider erfolglos!
Barbara Janicke
31. März 2020 at 19:33Ich bin absolut entzückt – das ist wahrlicher Stil, elegant, lässig, urban – und das von mir geliebte Understatement – wunderbar !
Jil
20. April 2020 at 11:21Vielen Dank!! ❤️
Sue
31. März 2020 at 20:14Beim durchlesen wurde ich daran erinnert, wie es ist Männer zu treffen — nicht dass es alles im Leben ist. Der Eine, der alles zu haben scheint, was man möchte, ist am Ende doch nicht der Richtige, da man sich nicht wohl mit ihm fühlt.
Toller Blogpost und tolle Menschen seid ihr !
Jil
20. April 2020 at 11:21Dieser Vergleich: Funny because it’s true .
Mumbai
31. März 2020 at 20:26hallo Jil, dieses Bauchgefuehl „die ist es“ kenne ich allzu gut und es muss nicht immer die gepflegteste oder gestylte Wohnung sein, die dieses „jjja“ aus einem herausruft. Auch sind es nicht die teuren Designermoebel (1 Stk. genuegt um die Einrichtung hochwertig aussehen zu lassen) nein…es ist die personality die einen Raum ausmacht und das ist dir wunderschoen gelungen.
Jil
20. April 2020 at 11:21Ganz genau! ❤️
ombia
31. März 2020 at 22:03Sehr, sehr schöne Wohnung. Für Frankfurt sagt mal auch, unbezahlbar, denn unsere Mieten sind um 50-50% gestiegen, seit dem wir EZB und einige andere wichtige hot spots haben. Trotzdem habe ich meine Traumwohnung, nicht günstig, sogar billig, Traumnachbarn und alles passt perfekt. Ich hatte festes Ziel vor Augen und habe mich nicht von Horror-Szenarien blenden lassen.
Jil
20. April 2020 at 11:22Großartig! Ich denke auch, dass es für jeden die richtige 4-Wände gibt .
Denise
31. März 2020 at 22:28Liebe Jil, danke für den tollen Post und generell danke für den tollen Kontent, den Du und Deine Mutter gerade für uns produzieren! Ich habe mich schon in deinem „Monday Routine“-Video in die Decken mit dem „Stay more at home“ Schriftzug verliebt, konnte sie online aber nirgends finden. Kannst Du mir verraten, woher Du sie hast? Liebesgrüße, Denise
Jil
20. April 2020 at 11:23Die Decke wurde mir als PR-Aktion von Google geschickt.. die gibt es leider tatsächlich nirgendwo regulär zu kaufen ❤️.
Petra von FrauGenial
1. April 2020 at 7:35Alles richtig gemacht! Manchmal muss man wirklich nur Gesund haben, da das Bauchgefühl einen ja nie betrügt. Kenne dieses Gefühl jobbedingt. Ich habe mir erst kürzlich diese schön duftenden Diptique Kerzen zugelegt.
Jil
20. April 2020 at 11:23100%! Und Viel Freude mit den Kerzen ☺️❤️.
Andrea
1. April 2020 at 8:01So ging es mir mit meiner jetzigen Wohnung auch…eigentlich nicht mein Viertel. Ich habe lange darauf gewartet meine Ehe und mein schönes Zuhause einzutauschen, gegen ein schönes und entspanntes Leben. Mein einer Kollege musste seinen Job wechseln und ich war mal vor x-Jahren bei ihm zu Besuch, er bekam damals meine Waschmaschine…ich habe die Wohnung betreten…und es war wie Nachhause kommen. Ich war noch nicht aus der Tür, habe ich den Vermieter angerufen, dass ich die Wohnung haben will…60qm, Altbau mit hohen Decken, luxeriösen Bad, bezahlbar und alles so unperfekt perfekt…nach langem hin und her, nach 1,5 Monaten bei einer Freundin wohnen, bin ich nach nicht ganz einem Jahr fertig mit einrichten. Ich habe diesen großen Schritt nicht bereut! Ich bin quasi zu meiner alten Waschmaschine gezogen und bekam die graue Einbauküche geschenkt…grau ist meine Lieblingsfarbe.
Jil
20. April 2020 at 11:25Woow, das hört sich traumhaft an! Bei mir lief es ähnlich: Bis ich offiziell in der Wohnung war und den Einrichtungsprozess zumindest gestartet habe, verging fast ein ganzes Jahr.
Bettina
1. April 2020 at 9:50Was für eine abgefahrene Geschichte mit Deiner Wohnung!
Und ist das nicht verrückt, wenn man auf das hören würde, was die meisten Leute so sagen, käme man im Leben keinen Schritt weiter! :-p
Jil
20. April 2020 at 11:25Ist es wirklich! Richtig, manchmal muss man ein wenig mutig sein ☺️❤️.
christine
1. April 2020 at 9:51schön 🙂
Jil
20. April 2020 at 11:25❤️❤️!
Ursi
1. April 2020 at 10:22Ja – entweder Liebe auf den ersten Blick und sonst nein danke. So gehts doch auch mit Kleidern oder? – Sehr schön und edel deine Wohnung! Zeig uns doch bitte auch noch den antiken Ofen… Liebe Grüsse
Jil
20. April 2020 at 11:26Genau so ist es! ❤️ (Glaub mir – der Ofen ist nicht interessant .)
Susan
1. April 2020 at 10:54Hallo Jil,
Kannst du vielleicht noch was zu den Beistelltischen und der Konsole sagen? Das Appartement ist mega Ich zieh sofort ein. LG Susan
Jil
20. April 2020 at 11:27Beides ist leider schon 4-5 Jahre alt und nicht mehr erhältlich! Ich habe mein Bestes gegeben, die Marken recherchiert und das Internet durchforsten, aber im Endeffekt nur gefunden was man in den Collagen sieht ❤️.
Susi
1. April 2020 at 17:28Supertolles Design und wieder soooo schöne Aufnahmen! Darf ich Dich fragen, mit was für einer Farbe Du den Boden weiß gestrichen hast? Und vorher abgeschliffen? Liebesgrüße aus dem Süden! Susi
Jil
20. April 2020 at 11:28Wie im Blogpost geschrieben: Es war irgendeine günstige Farbe die mein Dad besorgt hat. Wir haben einfach drüber gestrichen ❤️.