Fashion

Wie du jeden Shopping-Trip unendlich genießt

Jil und ich saßen gestern nach einem traumhaften Strandtag und erfolgreicher Einkaufstour in einem kleinen Coffeeshop in Stettin, tranken grünen Tee und teilten uns ein Stück Apfelkuchen, sprachen angeregt über Lustiges, Tiefes und Interessantes, und auf einmal sagte sie zu mir:
„Es ist wirklich erstaunlich, welche Shopping-Energie du und Noelle haben!“

Und dann dachten wir beide darüber nach, was genau mit dieser Aussage gemeint ist – uns wurde bewusst, dass ein gemeinsamer Shopping-Tag bei uns in der Regel folgendermaßen abläuft:
wir haben sehr viel Spaß, sind enorm effizient, weil wir innerhalb kürzester Zeit wissen, in was es sich zu investieren lohnt, lassen uns nie zu etwas überreden, haben riesigen Spaß, freuen uns auf die Menschen im Allgemeinen und die Verkäufer im Besonderen, haben keine Eile oder Druck, etwas finden zu müssen, sind hinterher nie ausgelaugt oder deprimiert – und habe ich Spaß bereits erwähnt?

Und damit auch ihr alle etwas davon habt, teile ich mal wieder ein paar Inspirationen und Tipps mit euch – ich finde, eine Liebesbotschafterin sollte niemals frustriert von einer Einkauftour zurückkommen müssen!

Wenn wir also losziehen, um die schönsten Kleidungsstücke zu entdecken, dann machen wir Folgendes…

1. Uns orientieren.


Die Polinnen nutzen dafür exakt diesen Ausdruck, sie sagen: „ich gehe mich orientieren.“
Und das bedeutet mitnichten, dass sie orientierungslos im Einkaufszentrum umherirren und erstmal den Weg zur Rolltreppe finden müssen, sondern:
sie gehen nicht shoppen, weil sie etwas „brauchen“, oder kaufen wollen, sondern, um das Angebot zu sichten, sich umgucken, was gerade in den Läden ist, und die Trends zu überblicken.
Und dabei haben sie TATSÄCHLICH nicht die Absicht, etwas zu kaufen – das ist ein sehr zwangloses Schauen, was es gerade überhaupt gibt – und nicht ein Shopaholic-artiges „vor Langeweile Geld ausgeben“.
Sie wollen einfach informiert sein, falls es die Gelegenheit erfordern würde, über Nacht ein opulentes Abendkleid tragen zu müssen (passiert alle Tage immer mal), oder ein Scheidungstermin ansteht, und man möglichst seriös-betroffen („Ich bin am Boden zerstört, habe mein Leben trotzdem im Griff.“) mit einem subtilen Touch von sexy („Ich bin begehrenswert, da siehst du, was dir entgeht, du Arsch.“) beim Anwalt erscheinen will (kennt man) – WO BEKOMMT MAN DAS JETZT AUF DIE SCHNELLE?
Die Polin wüsste das auf Anhieb.
Ergo ich dank meiner Wurzeln auch ;).

Das ist ein bisschen wie „durch Modemagazine blättern“, aber in real life.
Mit jeder Menge Genuss und Null Erwartungsdruck, etwas finden zu müssen – was uns direkt zum nächsten Punkt bringt, der wäre…

2. Nie unter Druck shoppen.


Ich bin davon überzeugt, dass alles, was ich finden soll, auch tatsächlich auf mich wartet – und muss deshalb niemals ein „Na ja, geht so, aber ich brauche dringend eine Hose, mir bleibt nichts anderes übrig.“ – Kleidungsstück kaufen.
Es gibt kaum etwas Frustrierendes, als wegen einem Anlass oder Termin mit einer Deadline einkaufen gehen zu müssen – es endet irgendwie immer in einem Kompromiss.
Und wer will schon in einem Kompromiss umherlaufen*?

Wie viel schöner ist es, zur „Orientierung“ zwanglos zu schlendern, und das weltschönste Paar Pumps zu entdecken – die fortan jedes einfache Outfit zu einem WOW! verwandeln.
Das macht ungefähr 100 mal mehr Freude und ist gleichzeitig überraschend und beglückend.

Und dann stellt sich immer heraus, dass genau DIESES Paar Pumps zu genau DIESEM Termin mit Deadline perfekt passen.
Ein Handgriff ins eigene Schuhregal, tadaaaa.
Zumindest ist das bei mir immer so :).

Und selbst, wenn ich ein Traumkleid finde, welches aber weit über meinem Budget liegt, bin ich nicht traurig – das war dann eben nicht meins, und woanders wartet ein viel besseres auf mich.
Das macht alles irgendwie entspannt, und nicht „ich kann mir das nicht leisten“ – deprimierend.
(Mein worst case: ein Kleidungsstück, welches über dem Budget liegt, trotzdem kaufen, und mit schlechtem Gewissen tragen. Uaaaaah.)

*Wenn ich tatsächlich in einer solchen Situation bin, kaufe ich mit vollster Absicht nichts, sondern stöbere in meinem Kleiderschrank und trage etwas, was ich bereits habe. Ich lasse mich doch nicht zum Geldausgeben zwingen?

3. Keine Komplexe haben.

Ich stelle immer wieder fest: 
einige Frauen haben etwas Scheu vor großen Labels und Scham vor Flohmärkten.
Das ist bei mir nicht so: ich gehe genau so selbstverständlich in eine sündhaft teure Boutique, wie ich mit Genuss Second Hand-Mode shoppe – beides hat seine Berechtigung und macht unendlich Spaß!
Die großen, teuren Labels sind meist richtungsweisend, sehr inspirierend und vor allem kein Einheitsbrei – und auch, wenn ich momentan budgetmäßig nicht mithalten kann, will ich bescheid wissen.
Hat man nämlich keine Minderwertigkeitskomplexe, dann macht das An- und Ausprobieren genauso viel Spaß, als wenn man Stammkunde wäre, der jedes Jahr den Wert eines Kleinwagens dort lässt.
Es hängt schließlich kein „nur für zahlende Kunden“-Schild an der Türe?

Ich fühle mich folglich nicht unter (Erwartungs-)druck gesetzt, etwas kaufen zu müssen, sondern genieße immer und überall, Neues zu entdecken, schöne Kleidung zu tragen, und habe sichtlich so viel Freude daran, dass alle um mich herum auch anfangen, sich zu freuen.

Denn nur, weil man gerade kein Budget für teure Kleidungsstücke hast, bedeutet es nicht, dass man sich in solchen Läden nicht wohlfühlen sollte – was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
(Ich werde nie vergessen, als Noelle in einem dieser Läden laut sagte: „Mum, I can’t even afford Brazilian Waxing – I’m on a budget right now.“, nachdem sie ihr ganzes Taschengeld für Festivaltickets verpulvert hatte. Wir konnten daraufhin minutenlang nicht aufhören zu lachen.)

Genauso ist es mit Flohmärkten:
sie sind eine riesige Fundgrube voller Ideen, Schätze und Kreativität für mich – ich gehe nicht hin, weil ich Geld sparen muss, sondern, weil es mir so viel Spaß macht.
Und ich finde ungelogen immer die schönsten, ausgefallensten Teile (die ich erstmal zum Schneider trage, damit er sie perfekt anpasst.).
Diese kaufe ich manchmal auch 3 Nummern zu groß – das macht absolut gar nichts, weil sie nach der Änderung umso schöner sitzen!
(Das ist übrigens ein Tipp für jeden, dessen Figur nicht der Standard-Norm entspricht: einfach 1-2 Größen zu groß kaufen, und an den richtigen Stellen anpassen lassen ;)).

Es passiert oft, dass Jil und Noelle von einem Kleidungsstück schwärmen („Diese Saison würde ich gerne ein Ledertop/einen Metallicrock/ein Slipdress, etc. tragen“), und ich ihnen versichern kann, dass wir das garantiert auf dem Flohmarkt finden werden.
Und genau so ist es dann auch.

Deshalb: 
keine Scheu vor beiden Varianten und keine komischen Hemmungen oder Befangenheiten – das ist alles nur zum Genuss da, und kann wirklich viel Freude bereiten.

Und zum Abschluss:
ich spreche nicht vom Shoppen aus Langeweile, Frust, oder als Suchtverhalten – all das hat nichts mit Genuss und Lebensfreude zu tun, sondern ist höchstens eine kurze Sinnesbefriedigung – meist steckt dahinter eigentlich ein tieferes Problem.
Ich will nur, dass das Einkaufen euch genauso viel Freude bereitet, wie mir!

Jil und ich kauften gestern übrigens die ersten „ich freue mich auf den Herbst“-Teile:
Anhänger mit langen Lederquasten.
Und einen Plissee-Rock in Metalic-Optik.
Und Overknees für die kühleren Tage.

1. Michael Kors

2. Rebecca Minkoff

3. Bree

4. Patrizia Pepe

5. Michael Kors

6. Marc Jacobs

7. Tory Burch

1. Kennel&Schmenger

2. Oxitaly

3. KMB

4. Carvela

5. Jeffrey Campbell

6. Dorothy Perkins

7. Mai Piu Senza

1. Mint&Berry

2. Mango

3. iBluse  

4. Mango

5.Topshop

6. Sportmax Code

Jil und ich entdeckten gestern einen Laden mit den weltschönsten Parkas – die Schnitte waren mehr als perfekt, die Farben atemberaubend, der Sitz wie angegossen, und die Preise verhältnismäßig günstig.
Das löste zunächst einen Rausch der Begeisterung aus, während wir sämtliche Modelle an- und auszogen, vor den Spiegeln herumtanzten, imaginäre Outfits und Situationen dazu kombinierten und uns bereits im Parka-Himmel wähnten.
Aber das nur so lange, bis ich beiläufig nochmals nach dem Preis fragte, die Verkäuferin etwas von 1800,-€ sagte, und mir auf einen Schlag klar wurde: 
ich hatte eine Null auf dem Preisschild übersehen (!).
Der Rausch endete also jäh, Jil hängte die Parkas zurück, und sagte anschließend im theatralisch-todernsten Ton:
„TJA. DANN BLEIBT ES HEUTE BEIM ORIENTIEREN.“

Liebesgrüße
Joanna

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12 Comment

  1. Reply
    EQ
    15. August 2016 at 7:49

    Also, ich sach ma so:

    Ich würd ja SOFORT ein Kleidungsstück für 2.000 Ocken von D&G und Co. kaufen, aber die führen selten Größe 46. Sooo'n Pech aber auch! *seufz*

    Mit Jil und Dir würde sogar 'einer Waschmaschine beim Waschen zugucken' Spaß machen, ganz z schweigen von Shoppengehen. 'schliebeusch! 🙂

    1. Reply
      Joanna
      15. August 2016 at 9:09

      Schliebedschauch!!!

  2. Reply
    janine von homecakelove
    15. August 2016 at 8:42

    Hej Joanna
    Oh ich lach mich schlapp( Anwalt-Arsch-sexy);))))))…herrlich …da freue ich mich schon auf die Shoppingtouren mit meinem Töchterchen.
    Allerliebste Grüsse Janine

  3. Toller Text, Joanna, weil – anders als beim Meditieren auf der Matte – beim Shoppen ganz schnell so ein Mangeldenken aufkommt. Herzlichst, Uta

    1. Reply
      Joanna
      15. August 2016 at 9:22

      Is so!
      (Wobei ich noch nie auf der Matte meditiert hab ;))….

  4. Reply
    Ursulas Nadelstiche
    15. August 2016 at 10:09

    Hallo,

    in Kiel, Flensburg waren wir bummeln – ich kaufte nichts – mein Mann war ganz baff – ich sagte dass ich nur schauen möchte…… ich solle mir doch was kaufen etc.

    Nö mir war eigentlich nur nach Fischbröten und Cappuccino und schauen.

    LG
    Ursula

  5. Reply
    Heide Witzka
    15. August 2016 at 13:07

    Mensch, wolltest du nicht Urlaub machen? wir werden hier ja mit einem Sommer- Post nach dem anderen verwöhnt.

    Ach, genau so muss es sein. 'Orientieren' muss ich mir merken, das ist ja großartig. 😀
    Hab genau das in London letzte Woche gemerkt, wenn man völlig entspannt und ohne Erwartungen oder "ich-muss-mir-aber-was-kaufen-ich-bin-in-London"-Druck, einfach so durch die Lädchen zieht und sich nicht scheut zu probieren laufen einem die Schätze förmlich in die Arme. 'Huch, schon wieder ein Lieblingsteil, naja, dann muss es eben mit' 😉
    Liebste Grüße <3

  6. Reply
    Hope Fray
    16. August 2016 at 12:21

    Genau deshalb finde ich im Urlaub immer die schönsten Teile. Dort bin ich nie auf der Suche nach etwas und streife einfach neugierig durch Märkte und Boutiquen. Ganz zu schweigen von der neuen Stil-Inspiration des Landes 🙂
    Alles Liebe an euch
    Hope

  7. Reply
    ursula
    16. August 2016 at 15:26

    heute hab ich glaub ich, einen beitrag ins nirwana geschossen.
    also nochmal:
    eine begeisterte flohmarktgeherin bin ich seit jahren und immer finden mich dort sachen, die ich nicht gesucht habe, die dann aber sofort "meine" sind. mit second-hand-mode konnte ich mich lange nicht anfreunden, aber in letzter zeit ist da eine annäherung erfolgt und ich habe schon schöne stücke sowohl für meine töchter als auch für mich gefunden. nur riechen darf es absolut nach nichts, das mag ich gar nicht!
    auch ich lasse mir sachen gerne zurechtschneidern – in meinem fall ist es eine liebe bosnische schneiderin, die zaubert!

    und letzten samstag war ich völlig absichtslos in der stadt und auch völlig absichtslos in einem meiner lieblingsgeschäfte. was ist passiert? der weltschönste mantel hing da! bei der kasse habe ich kurz geschluckt, aber nur kurz. cpw kam mir in den sinn – und ich werde ihn oft und mit freude und mit stolz tragen und ohne jedes schlechte gewissen! und vermutlich lange zeit…er kommt aus italien, sein schnitt ist wundervoll und das material alpaka. ich liebe ihn!
    ursula

  8. Reply
    Nicole
    18. August 2016 at 21:27

    Liebe Joanna,
    Wieder einmal ein ganz toller wahrer Post von dir.
    Und mal ehrlich die besten Teile findet man doch sowieso eher zufällig im Leben.
    Da gilt für so viele Bereiche. Suchen kann hinderlich sein.

    Liebste Grüße und noch einen schönen Urlaub

    Nicole

  9. Reply
    gillymoon
    19. August 2016 at 6:59

    Herrlich! Das mit der Null ist mir auch schonmal passiert. :'-)

    🙂 Yvonne

  10. Reply
    Sylvia Boeh
    21. August 2016 at 12:26

    Oje das ist ein böses Erwachen mit dem Parka.
    Das mit der Orientierung versuche ich meinen Freund schon seit Jahren zu verklickern. Ich glaube ich muss ihn das hier lesen lassen…

    Liebe Grüsse
    Sylvia
    http://www.mirrorarts.at/lissabon_travel_diary/

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