Vom Gärtnern an sich verstehe ich ungefähr so viel wie ein Elefant von Nuklearmedizin.
Nichtsdestotrotz kann ich mich noch bestens an die Sommer meiner Kindheit erinnern, die wir allesamt auf dem Dorf bei meiner Großmutter verbrachten – oder genauer gesagt: meistens in ihrem Garten.
Und eins weiß ich auch noch ganz genau:
egal, wie sorgfältig und liebevoll sich alle um den Garten kümmerten – egal, wie hochwertig das Saatgut war, und wie gut und beständig die eingepflanzten Obst- und Gemüsesorten – egal, wie reichlich gegossen wurde, und wie sehr die Sonne schien – egal, wie nährstoffreich der Mutterboden war, und wie oft wir Maßnahmen gegen Schädlinge wie Kartoffelkäfer (die allesamt von Hand eingesammelt werden mussten – eine widerliche Tätigkeit, die bei mir ein mittelgroßes Kindheitstrauma verursachte, muahahaaaa!) – um eine Sache kamen wie NIE umher.
Und diese war:
Unkraut jäten.
Hätten wir das nämlich nicht getan, wäre alles umsonst gewesen.
Über kurz oder lang wäre alles, was wir ernten wollten, von ebendiesem Unkraut überwuchert worden (obwohl das keiner gedüngt oder gegossen hat! Oh, Wunder.) – und die ganze Pracht an Obst, Gemüse und Blumen wäre zunichte gewesen.
Und genau diese Tätigkeit wirst du in deinem Leben niemals vernachlässigen dürfen.
Unkraut jäten.
Wenn du nämlich vergisst, Unkraut zu jäten, dann kann dein Herz noch so schön und weich sein – es wird nichts bringen.
Wenn du vergisst, Unkraut zu jäten, dann kann ich dir noch so starke und ermutigende Worte schreiben – sie werden vom Unkraut überwuchert werden.
Wenn du vergisst, Unkraut zu jäten, dann kannst du immer und immer wieder meine Inspirationen lesen – sie werden in deinem Leben kaum etwas bewirken, und alles kommt dir über Kurz oder Lang wie leeres Geschwätz vor.
Aber das hier wäre kein Service-Blog, wenn ich dir nicht eine Anleitung geben würde – denn WENN ich eins kann, dann Unkraut jäten.
Im eigentlichen und übertragenen Sinne.
Bevor wir gründlich loslegen, lass uns kurz klarstellen:
Unkraut ist alles, was nicht in dein Herz, Hirn und Leben hineingehört.
Das ist bei einer Liebesbotschafterin zum Glück absolut einfach und schnell zu erkennen:
Unkraut ist alles, was mit Angst und Mangel zusammenhängt.
Alles, was dich unsicher, klein, depressiv macht, alles, was dich entmutigt und der Lebensfreude, Energie und Leichtigkeit beraubt, alles, was dich grübeln lässt, was dich gegen andere Menschen bringt, dich ärgert, dich quält und nicht ruhig wie ein Baby schlafen lässt.
Alles, was dir Sorgen beschert, dir Liebeskummer und Sehnsucht macht, alles, was dich faul, ineffektiv und zerstreut macht, alles, was dich missgelaunt, depressiv und traurig macht, enttäuscht, gekränkt, beleidigt oder bitter, alles was dich gehemmt, verkrampft oder minderwertig sein lässt (und sei es vorlaut, um die Minderwertigkeit zu überspielen) – all das ist schlimmstes Unkraut und all das BRAUCHST DU NICHT IN DEINEM LEBEN.
Da kannst du noch so sehr Gutes wollen und wünschen – wenn du dich nicht ans Jäten machst, bleibt es lediglich beim Wünschen.
Und das wäre doch jammerschade, wo du doch nur diese eine (gewaltig schöne) Leben zu leben hast!
Deshalb, liebe Gartenfreunde, Ärmel hochgekrempelt und mitgemacht!
1. Du musst dich nicht über’s Unkraut ärgern oder wundern.
Unkraut fliegt umher wie die Blütenpollen zur schönsten Sommerzeit.
Das braucht dich kein bisschen verwundern oder erstaunen – das ist einfach so.
Deal with it.
Nehme es als eine ganz normale Tatsache an:
Miese, schlechte Gedanken und Gefühle fliegen in der Gegend umher, und lieben, lieben, LIEBEN es, wenn sie bei einem von euch landen dürfen.
Und NOCH schöner findet das Unkraut es, wenn es tiefe Wurzeln in dir treiben darf – ooooh, das ist quasi sein Jackpot.
„Warum passiert immer nur mir das Schlechte?“
„Wieso sind alle immer so gemein zu mir?“
„Warum gerate ich immer an die falschen Leute?“
Ich sage es immer wieder: diese Welt ist KEIN Ponyhof, es wollen NICHT alle Menschen das Gute, und du wirst NICHT immer nur in Watte gebettet werden.
Wer das nicht akzeptiert, der lebt in einer esoterisch angehauchten Blase, die nichts mit der Realität zu tun hat.
Sei deshalb nicht jedes mal so entsetzt, wenn du schlimme Umstände, schlimme Menschen, oder eben… Unkraut erlebst!
Es heißt dann für dich einfach immer nur: aufgepasst und ran an den Speck das Unkraut!
2. Du alleine musst dein Unkraut jäten.
Keiner – ich wiederhole – keiner wird bei dir das Unkraut jäten.
Du ganz alleine bist für deinen Garten verantwortlich: am Ende des Tages liegst du alleine im Bett und du wachst alleine auf.
Und da entscheidest DU:
will ich dieses Unkraut weiterhin stehen lassen?
Oder entferne ich es auf meinem Herzen?
Und genau das, was DU entscheidest, genau das HAST du dann auch in deinem Garten.
Wenn du also viel Unkraut drin hast, dann hast DU die Verantwortung, dieses zu jäten.
Und rate mal was: das KANNST du auch jäten.
Egal, wie viel es ist und egal, wie lange du es bereits züchtest und zulässt.
Mag alles von Disteln und Brenneseln überwuchert sein – völlig unbedeutend.
Du machst dich an die Arbeit, und reisst das Zeug mit Schwung und Entschlossenheit heraus!
(Kleines Geheimnis unter Freunden: ich entferne dir heimlich, still und leise ganz viel Unkraut, während du das liest. Ich mache die Erde weich, dann ist es viel leichter für dich ;)), Aber ich mache das unauffällig ;).
In den allermeisten Fällen mache ich dich so stark, dass es für dich ein Kinderspiel sein wird, Unkraut zu jäten!
Und dann jätest DU das Unkraut in deinem Leben, und DU bestimmst, was dort wachsen darf, und DU erntest dann die leckersten und schönsten Früchte.
DU GANZ ALLEINE.
3. Du musst frühzeitig Unkraut jäten.
Mein allerwichtigster Tipp lautet:
Reisse das Zeug heraus, sobald du es das erste Mal bemerkst!
Lasse nicht zu, dass sich das Unkraut Stunde für Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche mehr Raum in deinem Garten holt.
Jeder Gärtner weiß:
Am Anfang ist das Unkraut vielleicht nur 2-3 cm hoch, ganz dünne, schwache Halme – lässt man es aber wochenlang links liegen (weil man in den Urlaub fährt oder einfach keine Lust hat, wird schon nicht so schlimm sein…), dann:
BOOM.
So schnell wächst keine Möhre, wie eine Unkrautpflanze aus dem Boden schießt!
Und dann musst du dich teilweise wirklich anstrengen: Das Zeug sitzt fest.
Sobald du also einen Unkraut-Gedanken oder ein Unkraut-Gefühl registrierst, dann zack!
Gleich mal weg damit!
Nicht lange analysieren, sich nicht damit beschäftigen, nicht nach Ausreden suchen („Ja, aber ich habe DAS RECHT, scheiße drauf zu sein, weil…“) und – um Gottes Willen! – nicht damit identifizieren, sondern einfach: weg.
Entfernen, und gut is‘.
Dieser Punkt ist wirklich enorm wichtig und macht alles ganz leicht, du kannst mir in dieser Sache vertrauen.
4. Du musst immer wieder Unkraut jäten.
Hast du bereits einmal Unkraut entfernt, dann sieht dein Garten viel schöner, übersichtlicher und aufgeräumter aus.
Und das ist gut so!
Mache einfach regelmäßig sauber, die Unkrautsamen fliegen ja auch täglich vorbei, und versuchen, bei dir zu landen.
Selbst, wenn du erst gestern z.B. depressive Gedanken entfernt hast, und heute schon wieder den leisen Anflug von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit bemerkst – zack!
Wieder entfernen!
Und ja nicht denken:
„War ja klar… hat gar nix gebracht…“
Hat es DOCH.
Stelle dich darauf ein, dass du erstmal in schönster Regelmäßigkeit Unkraut jätest.
Das ist überhaupt nichts Schlimmes, Schweres, Komisches oder gar Beschämendes:
das ist normal, gesund, und von allerhöchster Wichtigkeit!
Nur dann hast du dauerhaft blühende Rosen, an denen jeder mal schnuppern mag – statt stacheliger Disteln, die allen Besuchern die Beine blutig kratzen.
5. Wie jätest du das Unkraut?
Also bei meiner Oma im Garten brauchte keiner eine großartige Anleitung dazu – es hieß: reiß‘ das Zeug aus der Erde und gut ist!
Für dein Leben übersetzt heisst das:
Du jätest das Unkraut, indem du dich WEIGERST, schlecht drauf zu sein – obwohl du JEDEN GRUND dazu hättest, schlecht drauf zu sein.
Du jätest Unkraut, indem du dich WEIGERST, Angst zu haben – obwohl deine Umstände dir Angst auf dem Silbertablett servieren.
Du jätest Unkraut, indem du ganz entschieden NEIN! zu Ärger, Sorgen und Lethargie sagst.
Oder „Du kannst mich mal, nicht länger in meinem Garten.“ zu Traurigkeit und Liebeskummer.
Oder „Deine Zeit ist vorbei, du Wicht.“ zu Minderwertigkeit und Selbstmitleid.
Was auch immer du tust oder sagst (mein Tipp: sprich es LAUT aus, hilft 1000 mal mehr als es lediglich zu Denken!):
weg mit dem Zeug.
Du merkst, ich habe da keine ausgeklügelte Strategie – es geht nur darum, dass du jätest.
Wie genau, ist ganz egal, aber oft, regelmäßig und gründlich.
Du jätest Unkraut.
Und ich gieße und dünge und bestrahle deinen Garten so stark mit meiner Liebe, wie ich nur kann!
Bis er nur noch so blüht und gedeiht, bis sich alles biegt von den schönsten Früchten, bis man gar nicht mehr weiß, wohin mit all der großartigen Ernte!
Deine Ernte werden aber weder Kirschen noch Aprikosen sein, sondern:
LIEBE.
GRÖßE.
LEBENSFREUDE.
LEICHTIGKEIT.
POWER.
GROßARTIGKEIT.
(und mehr verrate ich nicht, damit das Ganze einen Cliffhanger hat.)
Und wenn man es so betrachtet, dann macht das Unkraut Jäten sogar Spaß.
Zumindest ist das bei mir so ;).
Liebesgrüße
Joanna
Knusperkeks
14. Juli 2016 at 5:20Danke für diesen perfekten, motivierenden Start in den Tag! Love you :-*
Joanna
14. Juli 2016 at 7:41Liebend gern ♥!
Sunni Schmidt
14. Juli 2016 at 6:11Passsend zum Tag, hab schon schmutzige Hände, bin seit seit dem frühen Morgen am Ausreißen…!
Joanna
14. Juli 2016 at 7:41Du bist so fleißig, Sunni!
Melanie S.
14. Juli 2016 at 7:30Liebe Joanna!
Das ist einer deiner schönsten Texte! Du öffnest uns die Augen und die Herzen! Vielen Dank dafür :-*
Liebe Grüße, Melanie
Joanna
14. Juli 2016 at 7:40Hat mir auch großen Spaß gemacht, ihn zu schreiben ;), so gerne ♥!
Molina
14. Juli 2016 at 8:55Absolut …..& mit Leidenschaft!!!
Karin
14. Juli 2016 at 9:09Diese Symbolik ist schön!
Bei besonders hartnäckigem Unkraut mit langen Wurzel hilft – ein UNKRAUTSTECHER!! Immer und immer wieder, denn irgendwann gibt das Unkraut auf und kommt nicht wieder.
Danke Joanna
ursula
14. Juli 2016 at 10:59ha! dieser text passt mir perfekt – auf allen ebenen!
ich habe ja seit letztem jahr eine ackerparzelle von 50m2, die ich fleißig bewirtschaften muss. es gibt gar nichts zufriedenstellenderes, als unkrau so zu erwischen, dass man es ganz und gar mit seiner ganzen laaangen wurzel herausziehen kann. wenn der boden schön weich und bereits gut vorbereitet ist! (und übrigens nichts widerlicheres als das einsammeln der elenden kartoffelkäfer! HATE it, really, truly do!)
und im anderen sinn ist es genauso! ich liebe es, die schlechten gedanken und gefühle zu entfernen. wie auf dem echten acker ist es damit auch so, dass sie spärlicher wiederkommen, wenn man fleißig dranbleibt! drum liebe ich deinen blog so sehr – weil er einen mit sprudelnder lebensfreude füllt, da hat ja gleich schon viel weniger unkraut platz!
danke, liebe joanna!
ursula
Joanna
14. Juli 2016 at 11:46Meine Story:
wir mussten sie als Kinder in großen Einmachgläsern sammeln (von Hand ohne Handschuhe) – die krabbelten dann ständig wild übereinander.
Boah… das war vielleicht eklig…
Kathenya
14. Juli 2016 at 10:59Eine wunderschöne Metapher! 🙂
Obwohl wir ja auch seit deinem Kneipp-Urlaub wissen, dass so manches Unkraut in Wahrheit Gold ist.
Aber ich weiß, dass du eher so richtig fiese Sachen wie Disteln und Klettengewächse meinst. 🙂
Wofür hat Gott diese Pflanzen denn eigentlich gemacht?
Danke für diesen liebevollen Text! ♥
(by the way, ich hoffe ohne Unkraut besser zu schlafen als ein Baby, zumindest als meines ;)).
Joanna
14. Juli 2016 at 11:23Das mit das mit den Wildkräutern bei Kneipp noch zum Verhängnis bei diesem Text wird, ahnte ich schon ;)…
Aber du hast's richtig verstanden ;).
Jule
14. Juli 2016 at 11:54Oh mann, ich dachte erst, als ich die Überschrift sah, es ginge wirklich um Unkraut. Jetzt bin ich zwar erleichtert, da ich Gärtnern hasse, aber da Faulheit ja auch ein Unkraut ist, muss ich ja doch wieder in den Garten. Mist.
Alena Schubert
14. Juli 2016 at 16:32Danke liebe Joanna, für diesen Text. Der passt bei mir gerade einfach wie (sorry) Arsch auf Eimer 😀
Ich hatte Anfang der Woche unschönen Stress mit ein paar Mädels, bei denen ich mit meiner Meinung angeeckt bin. Da es mir eigentlich egal war (wie man immer so sagt), aber doch Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit im Spiel waren, habe ich einen Tag später etwas darauf herumgegrübelt. Dann dachte ich mir – hey, ich vergeude gerade Zeit mit Grübeln über etwas, das es gar nicht wert ist! Und dann habe ich das abgehakt. Gejätet. Das Unkraut rausgerissen aus meinem Herzen, wo es nur schlechte Gedanken und Traurigkeit verbreitet hat. Danach ging es mir viel besser und als das Thema gestern abend nochmal ausgegraben wurde und mich einholte, passte dein Text heute morgen so gut, dass ich direkt nochmal Aufschwung bekam und das erneut sprießende Unkraut wieder ausgerissen habe. Und ich fühle mich noch leicht als vorher 🙂
Insofern: Danke!!!
Liebe Grüße 🙂
Jule
14. Juli 2016 at 16:59Danke! Genau diese Worte brauche ich gerade ♥️ befinde mich in einem unendlichen Gedankenkarussel und werde mich jetzt mal das Unkraut jäten in Angriff nehmen.
Madita
15. Juli 2016 at 23:51Wie WUNDERschön dieser Text wieder ist. Du bist meine Liebesbotschafterin und jeder deiner Texte dieser Art tut mir einfach unsagbar gut. Ausserdem kommt er immer genau zur rechten Zeit, so als ob du es wüsstest 😉 Wie schön. Ich habe in der letzten Zeit reichlich Unkraut gesammelt und dank dir und deinen Worten geht´s jetzt ans Unkraut jäten. DANKE und herzliche Grüße