Inspiration

My secret weapons.

Nach einigen sehr intensiven Tagen in der Gegenwart meiner Töchter muss ich euch etwas verraten.
Ich habe ein Geheimnis.
Einen Ass im Ärmel.
Eine Trumpfkarte, die ich immer ausspielen kann, und die absolut jedes mal gewinnt.

Genauer gesagt, sind es ZWEI Asse und Trumpfkarten:
und diese sehen aus wie meine eigenen Kinder.
Und auch wenn mir bewusst ist, dass jede Mutter ihre Brut für die weltsüßeste, hübscheste und hochbegabteste schlechthin hält – bei mir ist das noch ein bisschen anders.

Ja, sie sind süß und hübsch und schlau, haben ihr Leben bestens im Griff, und wissen genau, welche Teile der neuesten Gucci-Kollektion gerade besonders hip sind – aber darüber hinaus haben die beiden solche „magic skills“, dass es mir buchstäblich jedes.mal.auf’s.Neue den Atem verschlägt und ich mit offenem Mund und aufgerissenen Augen nur sprachlos dastehen kann.

Und ich dachte, ich erzähle euch mal ein bisschen was über die beiden Grazien ;).

Wenn Jil einen Raum betritt, wird sie stets von einer ganz besonderen Atmosphäre begleitet – und jeder spürt sofort:
„Bei mir ist alles gut.“
Sie verbreitet so mühelos eine „Du bist richtig. Bei dir passt alles.“- Stimmung um sich, wie andere überdosiertes Parfum.
Und das tut sie ganz ohne Absicht oder bewussten Entschluss – sie atmet quasi keinen Kohlenstoffdioxid aus, sondern stattdessen tiefstes Vertrauen, dass einfach alles gut ist.
Also genau JETZT, in diesem Augenblick.
Bei ihr selbst, und bei jedem um sie herum.

Deshalb ist es ergo nicht möglich, sich in ihrer Nähe unwohl zu fühlen, weil:
es ist alles gut.
Nicht nur gut, sondern bestens. Perfekt.
In ihrer Gegenwart gibt es keine Unsicherheit, keinen Selbstzweifel und keine Minderwertigkeit.
Weil es das grundsätzlich in ihrer Welt einfach nicht gibt.

Jil kann man nicht täuschen oder hinter’s Licht führen:
sie weiß innerhalb von Sekunden, was Sache ist.
Kein Scherz!
Sobald sie einer Person begegnet, kann sie genauestens benennen, was los ist – sie erkennt erschreckend präzise die Persönlichkeit, die Absichten und die Energie dahinter.
So haargenau, dass ich meist einfach nur schockiert bin.

Sie täuscht sich nie, ist völlig unbeeindruckt von allem äußeren Auftreten, und sagt – ganz ohne Be- und Verurteilung, was sie empfindet:
„Diese Person ist voller Komplexe.“
Oder: „Mama, diese Person liebt dich vom ganzen Herzen.“
Oder: „Ich weiß, dass dieser Mensch es weit bringen wird, das ist in ihm schon angelegt.“
Oder: „Ach, das ist kein Problem – bei dir ist es so, Mama. Alles passt.“

Sie sagt das ganz unbekümmert, manchmal nebenbei, und lacht oft währenddessen – und kann es eigentlich teils unmöglich wissen.
Und doch stimmt es immer bis ins kleinste Detail.
Also immer, immer, immer.

Sie ist dabei nicht beeinflusst von eigenen Emotionen oder Erfahrungen, lässt sich Null von den Meinungen anderer beeindrucken (auch nicht meiner!), sondern weiß es einfach intuitiv.
Und diese Intuition ist bei ihr so sehr ausgeprägt, dass es jedes mal auf’s Neue für alle um sie herum ein kleiner Schreck-Moment ist, weil man kaum glauben kann, dass jemand so eindeutig und exakt alles checkt.
Ihre Liebe ist dabei niemals von der jeweiligen Situation abhängig – eine Person kann gerade zwar mies drauf sein, durch schwere Zeiten gehen oder allgemein verwirrt sein:
Jil schaut sich das Herz desjenigen an, und alles andere interessiert sie nicht und beeinflusst ihre Zuneigung kein bisschen.
Also gar nicht!

So sehr ich mich bemühen würde – ich kann Jil niemals etwas vormachen.
Sie lacht dann so sehr darüber („Jaaaaa, Mama, is klaaaaa…“) , dass ich auch lachen muss – und mich sofort für absolute Aufrichtigkeit entscheide.
Ich mag mir die Lüge noch so bunt anmalen und schön reden – Jil schaut sich das an und macht alles mit einem Satz zunichte.
Ich habe also keine andere Wahl, als zu mir selbst immer ganz ehrlich zu sein, verdammt ;).
Selbst, wenn es ab und zu etwas unangenehm ist.

Notiz an alle, die Jil persönlich kennen: sie weiß bescheid. Ihr könnt ihr(vor)machen, was ihr wollt 😉 – zwecklos ;)).

Einer der häufigsten Sätze, die ich zu Noelle sage, ist:
„Ohne dich wäre dieser Planet ein finsterer Ort.“

Und das ist sowas von wahr!
Ich kenne keine Person, die so beständig und dauerhaft einfach nur gut drauf ist – so voller aufrichtiger Lebensfreude, innerem Glück, und absoluten Entspanntsein.

Und dieses Glück wiederum atmet sie aus und ein und macht das in einer so unbekümmerten Art und Weise, dass jeder davon automatisch auch glücklich wird.

Gleichzeitig ist Noelle pure Freiheit – sie ist frei von den Meinungen anderer, und das ist gleichzeitig sehr angenehm (im Gegensatz zu einer rebellischen „ist mir doch scheißegal, was ihr von mir denkt“-Haltung. So ist es bei ihr nicht – sie ist einfach nur: frei.)

Noelles Grundsubstanz ist ein bisschen der von Jil ähnlich (okay… auch meiner eigenen ;)) – und diese heißt:
tiefstes, grenzenloses Gottvertrauen.

Das ist so tief in ihrer Persönlichkeit verankert, dass sie sich durch absolut keine Situation oder Umstand aus der Ruhe bringen lässt, und – falls sie Nachts um 12 geweckt werden würde – im vollsten Brustton der Überzeugung sagen könnte:
„Mach dir keine Sorgen. Das wird alles ganz wunderbar passen.“

Oder morgens um 6 Uhr.
Oder nachmittags um 4.
Noelle nennt mich zwar „Muuuuuum“ (immer schön langgezogen) – behandelt mich aber gar nicht vordergründig als ihre Muuuuum.
Unsere Beziehung ist geprägt von aufrichtiger Wertschätzung und grenzenloser Liebe – sie hebt meine Persönlichkeit beständig hervor und weist mich immer und immer wieder darauf hin, wer ich wirklich bin.

Während alle anderen inmitten von Herausforderungen und Problemen wie aufgeschreckte Kaninchen hektisch umherrennen (mich inklusive), bleibt Noelle völlig gelassen, und sagt einfach:
„Muuuuum, weißt du überhaupt, wer du bist?“
„Ach, Muuum, du hast doch vor gar nichts Angst.“
„Muuuum, das schaffst du mit Links.“
„Muuuum, das ist alles gar kein Problem für dich, das wird sich alles lösen.“
„Also, Muuuum, bei dir ist das so…“ (es folgt eine Aufzählung aller meiner Stärken, inklusive einiger, von denen ich nichts wusste, bis Noelle sie mir glasklar und überdeutlich vor Augen führt.)

Und zack! Alles dreht sich in einem Augenblick.

Noelle ist durch schlimme Umstände und Schwierigkeiten nicht zu beeindrucken.
Sie schaut sich das alles genau an – und vernichtet anschließend durch einen einzigen Satz jede Art von Zweifel, Grübeln, Sorgen oder Zukunftsangst.
Das hat eine solche Wirkung, dass man voller Hochachtung und fast schon ehrfürchtig ihr danken will – wenn die typische Antwort darauf nicht in etwa lauten würde:
„Ach, Büdde, gern geschehen – haben wir noch Schokoladeneiscreme?“, oder etwas in der Art.

Jedenfalls gibt es niemals eine angespannte oder komplizierte Stimmung/Situation in der Gegenwart von Noelle – weil sie jede Art von „Jetzt haben wir ein Problem.“-Denken in Schutt und Asche legt.
Einfach so, mit einem Schulterzucken und einem lustigen Satz, der alles entschärft und alles Unüberwindbare ganz leicht und einfach macht.

Was die Mädchen gemeinsam haben:
sie machen den ganzen Tag eigentlich nur Quatsch, lachen über sich selbst, mich und alles andere – und sind dabei immer ganz authentisch und vor allem verspielt/vergnügt.
Wenn es aber darauf ankommt, sagen sie nur EIN Wort.
EINEN Satz.
EINE Aussage.
Und diese hat es dann so extrem in sich, dass absolut jeder weiß:
Ja.
Genau SO ist es.

Dann gibt es keine Diskussion, keine langen Vorträge und kein Wenn und Aber:
es gibt nur die Wahrheit, und die ist ganz einfach.
Und gleichzeitig voller Liebe und Stärke.

Sie sind absolute Geheimwaffen, verfehlen niemals ihr Ziel, treffen immer ins Schwarze und beseitigen alles Schlechte, Komische und Verkrampfte (unter Druck zu sein ist nicht möglich, während sie in der Nähe sind) –  sie machen das einfach nebenher, während sie eigentlich ihr Leben feiern.
Oder sich die Nägel lackieren.

Ich bin so voller Ehrfurcht, Respekt und Dankbarkeit, wie man es nur sein kann angesichts dieser überragenden Persönlichkeiten, mit denen ich Zeit verbringen darf.

Und wenn man überlegt, dass ich zunächst mit meiner „junge Mutter von Jil“-Rolle absolut überfordert war, und Klein-Noelle an den meisten Tagen am liebsten an den nächstbesten Passanten verschenkt hätte, weil sie mich buchstäblich an den Rand der Verzweiflung brachte, dann sieht die ganze Sache 20 Jahre später vollkommen anders aus.

Genau aus diesem Grund musste ich das für euch aufschreiben:
egal, wie schlimm, herausfordernd und unlösbar die Situation mit deinen Kindern aussehen mag:
du bleibst gelassen, und vertraust, dass alles gut wird.
Du drehst nicht durch, wirst panisch, und googelst irgendwelche Symptome, weil dein Kind aus der Reihe fällt, sondern bleibst gelassen, und vertraust.
Wenn du Tomatensamen sähst, wirst du Tomaten ernten – du kannst dir noch so viele Sorgen machen, noch so sehr bangen und hoffen, und beten und tun – daraus werden trotzdem keine Elefanten oder Einhörner wachsen.
Es werden – oh, Wunder! – Tomaten.
Genau so einfach ist es.

Also renn‘ nicht auf den Acker und zerre an den zarten grünen Blättchen, weil noch keine Tomaten zu sehen sind – sei nicht nervös oder voreilig. Das wird schon alles.
Du entspannt dich völlig, und weißt:
alles, was du an Liebe und Vertrauen investiert hast, wird irgendwann die schönsten Früchte tragen.

Und ganz egal, wie anstrengend es gerade sein mag:
gib sie nicht vorzeitig zur Adoption frei!
Wer sonst trägt später deine gesamte Garderobe?
Und weigert sich im Gegenzug, seine Playlist mit dir zu teilen, „weil das MEINE Lieder sind, Muuuuum!“?
(Als ob?! Hat sie die selbst geschrieben? Gesungen? Produziert? Hat sie?)

Seht ihr.
Es lohnt sich.

 

 

 

Liebesgrüße
Joanna

(Falls sich jemand gerade fragen sollte, warum ich nichts Ähnliches über meinen Sohn schreibe – sein Charakter entwickelt sich gerade sehr, also will ich nicht vorgreifen ;)).

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12 Comment

  1. Reply
    Iris Lillewind
    7. August 2016 at 11:44

    Ach, Joanna! Wie passend DeinText mal wieder ist! Und wie hilfreich, wenn man mit Teenies zusammenlebt! Denn wie herrlich und toll und schrecklich sind die! Und, gut zu wissen, dass man es am besten mit Vertrauen hinbekommt….
    Liiiiiiieeeben Dank!
    Und Glückwunsch zu den tollen Töchtern! ;-)))

  2. Reply
    Kathenya
    7. August 2016 at 13:00

    Wie unglaublich wunderschön!
    Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.
    Du machst mir so Mut… nein, VERTRAUEN als manchmal ebenfalls überforderte junge-Mama-eines-temperamentvollen Kleinkindes!

    Ich habe mir gerade vorgenommen einfach weiter für die optimalen Wachstumsbedingungen zu sorgen, unermüdlich – statt mich mit anders-als-erwartet wachsenden Blättern zu beschäftigen.
    Das wird alles!
    Das werden die saftigsten, rotesten, aromatischsten Tomaten ever!!! Juchuh <3

  3. Reply
    Coline Trespe
    7. August 2016 at 16:03

    Oh das hast du schön geschrieben! <3
    Du hast zwei wunderschöne Töchter.

    Lg Coline

  4. Reply
    Wolke Sieben
    7. August 2016 at 16:23

    Ach Joanna, Du glaubst gar nicht, wie sehr Dein Post gerade passt! Unter meinen Freundinnen grassiert -nach den Anmeldungen für's Gymnasium- gerade das Oh-mein-Gott-das-kann-er-niemals-schaffen-es-wird-bestimmt-ganz-furchtbar-und-enttäuschend-Virus! Sie machen sich im Voraus schon total verrückt. Mein Großer hat nun das erste Jahr hinter sich und es war sicherlich nicht leicht (z.B. in Englisch), aber ich habe auch dank Dir, das Vertrauen, dass das alles schon noch wird. Also rede ich in Dauerschleife meinen nervösen Freundinnen ins Gewissen…Mann, können die nicht auch einfach Deinen Blog lesen ;)?!? Dann schläft man auch wieder viel besser!! *lach* Ich drück Dich durch die Leitung….ach ja, und Glückwunsch zu so tollen Kindern! Rieke (die mittlerweile schon als personifiziertes Antidepressivum bezeichnet wird!) 😉

  5. Reply
    Angelika
    7. August 2016 at 16:58

    Danke. Das passt gerade wie die Faust auf's Auge. Meine "Brut" ist ja noch klein und an manchen Tagen… naja.. an manchen Tagen möchte ich mir auf den Handrücken "alles wird gut" tättowieren. Aber jetzt kann ich mir ja diesen Post ausdrucken und gut sichtbar an strategisch wichtigen Orten aufhängen… Esstisch, Kinderzimmer, Flur (da wo die Schuhe stehen!)
    Ehrlich: Danke dafür, dass Du das alles hier mit uns teilst.

  6. Reply
    anne...
    7. August 2016 at 19:02

    eine erste Wortmeldung überhaupt im Netz von mir,-kurz vorgestellt: Mama zweier Kinder(2&4),ich: mitten im Leben. Und ich bin gerührt und fühle mich angesprochen. Genau so wünsche ich es mir. Das ist der Sinn des Lebens. Meine Güte..wie schön!
    Genießt einfach alles!

    1. Reply
      Joanna
      7. August 2016 at 19:22

      Oh wie schön ♥!!!

  7. Reply
    Heide Witzka
    8. August 2016 at 7:29

    es ist so wunderbar, wie viel von eurem Wesen auch nur über social media und den Blog rüber kommt. man muss euch einfach lieben.
    <3

  8. Reply
    gillymoon
    10. August 2016 at 3:37

    Merci. 🙂

  9. Reply
    Claudia
    18. August 2016 at 8:25

    DANKE !!!

  10. Reply
    Kathi
    19. August 2016 at 7:54

    Genau so eine Mutter wie du möchte ich mal werden: Voller Liebe, Gottvertrauen und ohne meine Kinder zu erdrücken – um dann begeistert zu sein, welch wundervolle Menschen sie geworden sind 🙂

  11. Reply
    trendshock
    6. September 2016 at 20:21

    Eine Mutter die so über ihre Kinder spricht – so eine wünscht sich doch jede Tochter!

    So wie Du redest, so will ich später auch über meine Kinder reden. Mein Sohn ist jetzt erst ein Jahr alt und ich bewundere ihn jetzt schon jeden Tag immer ein Stückchen mehr!

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