Inspiration

Du kommst nicht auf meine Party oder: wann es sich lohnt, streng zu sein / TEIL II.

In der letzten Woche verriet ich euch, bei welchen Dingen ich in meinem Alltag – angesichts aller Leichtigkeit, die hier dominiert – ausnahmslos konsequent und hartnäckig bin.
Bei Selbstmitleid, zum Beispiel.

Ich toleriere dort keine Ausnahme, lasse mir keine Optionen für Ausreden offen und bin strenger als ein überambitionierter Fahrlehrer bei der Prüfung.
Und das geschieht keinesfalls aus einer Art selbstauferlegten Zwang oder Druck  – das einzige Motiv für diese Konsequenz ist die Wertschätzung, die ich meiner eigenen Persönlichkeit und meiner Familie entgegenbringe.
Ich will nicht, dass komische Dinge in meinem Herzen, Hirn und Haus Raum bekommen.
Und was dort reinkommt, darf ich glücklicherweise selbst bestimmen.

Die Party, die ich feiere, ist beschwingt, voller Spaß, Inspiration, Stärke und Glück – und damit das auch so bleibt, werden ungebetene Gäste direkt an der Tür abgewimmelt.

Diesen wichtigen Punkt kann ich nicht oft genug wiederholen:
Wehret den Anfängen.
Lasst die Gäste, die ihr auf eurer Party nicht haben wollt, gar nicht erst hinein!
Die wollen sowieso nur die kostenlosen Getränke abgreifen, um sich anschließend auf euren schönsten Teppich zu übergeben, sie lassen die teuerste Vase zu Boden fallen, kippen den Rotwein auf das weiße Sofa aus, und geben zum Schluss euch allein die Schuld an der Misere.
Na, Glückwunsch!

Und das alles nur, weil ihr zunächst gedacht habt:
„Ach was, ein bisschen können sie reinkommen. Ich kenne die doch von früher.“

Damit ihr auf diesen Trick nicht mehr reinfällt, sage ich euch Punkt für Punkt, wer direkt nach dem Anklopfen bei mir wieder gehen muss.
Und zwar egal, wie OFT er anklopft.
Und egal, wie LAUT er anklopft.

Und einer davon ist:



2. Neid.

Neid ist gesellschaftlich so akzeptiert, dass die meisten Menschen sich mehr oder weniger daran gewöhnt haben, und ihn in ihrem Leben dulden.
Oder zumindest tolerieren.
In manchen Bereichen gilt Neid sogar als wünschenswerter Motor zur Weiterentwicklung – es heißt, wer neidisch auf andere ist, wird sich mehr anstrengen und mehr erreichen wollen, weil Neid ihn pusht und vorwärts treibt.

Das glaube ich nicht.
Neid ist eine miese, kleingeistige und zerstörerische Energie – und aus etwas Schlechtem wird NIEMALS etwas Gutes wachsen.
Der Teufel ist nicht Gottes dreckiger Helfer.
Aus Apfelkernen wachsen keine Papayas, mag man sich das noch so sehr wünschen, und noch so hart daran arbeiten.

Neid heißt übersetzt:
„Du hast etwas, was ich gerne hätte – und deshalb fühle ich mich mies.“
Denn anstatt sich einfach mitzufreuen, gönnt man dem anderen sein Glück nicht, und wünscht ihm am liebsten Schlechtes, nach dem Motto:
„wenn ich es nicht habe, sollst du es auch nicht.“

Bei Neid gilt übrigens dasselbe wie bei Selbstmitleid:
er ist schwach (oh, so schwach! Und so klein!) – aber nicht dumm.
Wenn er an deiner Tür klingelt, wird er also alle Argumente mitbringen, die absolut nachvollziehbar und für dich geradezu zwingend erscheinen, um ihm auf deiner Party Einlass zu gewähren.

Wünschst du dir einen Partner, wird er dir lauter Frauen in deinem Freundeskreis aufzeigen (Achtung: immer in deinem Alter! Und in einer ähnlichen Lebenssituation! Und eine davon ist übrigens noch nicht mal hübsch!) , die vor Kurzem den niedlichsten Boyfriend der Welt bekommen haben.
Und du?
Wieder einen ganzen Winter lang alleine.
Keinen Boyfriend weit und breit, stattdessen eine Wärmflasche mit gestrickter Hülle im Bett.

Suchst du bereits länger einen Traumjob, wird er dir eine Kollegin vorführen – ähnliche Qualifikationen wie du! Genauso lang in der Firma! – die quasi vor deiner Nase befördert wird.
Mit doppeltem Gehalt.
Mehr Auslandsaufenthalte, weniger Stunden.
Nachtigall, ich hör‘ dir trapsen.

Ist dein größter Wunsch ein erfolgreicher Blog, wirst du – ganz zufällig, na klar! – auf einen stoßen, der die schönsten Fotos, die spannendsten Texte und die besten Ideen hat und obendrein die hochwertigsten Kooperationen an Land zieht.
Wenn es ganz toll läuft, ist die Bloggerin auch noch in deinem Alter.
Yeah.
Dein Tag ist gelaufen.
Und schon öffnest du dem Neid deine Tür – obwohl es ein echt widerlicher Gast ist.

Suchst du bereits länger nach einer neuen Bleibe, und dann findet jemand gleich ein ganzes Loft…
Oh.

Es gibt die verrücktesten Dinge und Eigenschaften, die der Neid dir sehr aufdringlich und überzeugend präsentiert, während er um Einlass bettelt:
die Schulnoten der Kinder, die Hilfsbereitschaft der Großeltern, die neueste Designertasche, lange Beine, volle Haare, Anzahl der Follower, Grad der Beliebtheit, Größe und Status des Freundeskreises, Anzahl der Falten im Gesicht, schlanke Taille, Umgang mit den eigenen Kindern, Gesangstalent.
WAS WEISS ICH.
Es gibt nichts, was als Argumentation für Neid zu absurd wäre!

Und bist du einmal überzeugt, zack! ist er drin, mischt sich unter die Gäste, und fängt an, dich zu quälen.
Und dass Neid kein Quälgeist ist, kann mir keiner erzählen.

Ich habe für mein Leben beschlossen, dass Neid ausnahmslos keinen Zutritt hat.
Noch nicht mal auf der Eingangstreppe.
Noch nicht mal auf der Fußmatte.
Nicht das kleinste bisschen Einlass gewähre ich diesem Dreckstypen.

Und jetzt zu dir:
dieser rigorose Umgang mit dieser Eigenschaft ist absolut empfehlenswert und dringend nötig!

Denn:
Du bist absolut einzigartig und gehst einen Weg, der NUR FÜR DICH vorherbestimmt ist.
Du vertraust jede Sekunde, dass alles, was du brauchst, immer zum richtigen Zeitpunkt da sein wird.
Alles, was du nicht hast, brauchst du gerade nicht – ganz egal, wie laut deine Gefühle oder Wünsche danach schreien.
Du freust dich so an deiner Person und schätzt deine Einzigartigkeit so sehr, dass du dich niemals mit jemand anderen vergleichen würdest – zu schön und zu kostbar ist deine Individualität.
Und genau SO, wie du bist – genau SO braucht dich diese Welt.
Und genau DAS, was du momentan hast – genau DAS ist im Moment ausreichend.
Und wenn du mehr haben sollst, wirst du mehr bekommen – du kannst es nicht verpassen.

Hat jemand etwas, was du gerne willst, dann freust du dich mit ihm darüber – denn das bedeutet kein bisschen, dass es für dich weniger davon gibt.
Es erweitert höchstens deinen Horizont und setzt in deinem Herzen immer mehr Freude auf Neues und Unbekanntes frei – aber dich niemals unter Druck oder Stress.

„Aber Joanna, das ist bei mir gar nicht so! Ich bin ständig neidisch und das setzt mich sehr wohl unter Druck!“

Ja, aber nur, weil du bisher dem Neid Tür und Tor geöffnet hast:
er kotzte auf deinen Teppich, riss die Gardinen runter und räumte den Kühlschrank leer, während du beinahe ohnmächtig auf dem Sofa lagst, weil „alle mehr haben/schöner/erfolgreicher/glücklicher/schlanker sind als ich!“

Und damit ist jetzt einfach Schluss.
Du hebst jetzt deinen Hintern von diesem Sofa, hörst auf, dich mit Neid zu beschäftigen, und trittst mal entschieden auf:
EXCUSE ME?!
WESSEN PARTY IST DAS HIER?!
Wer ist der Hausherr?!

Verstehst du:
DU SELBST wirst den Neid aus deinem Leben schmeissen, ich kann das nicht für dich tun!
Aber ich schenke dir meine ganze Entschlossenheit und Willensstärke – denn ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe.
Ist mir so egal, welche Szenarien mir der Neid präsentiert.
Und DASS er es macht – darüber brauchen wir nicht zu reden.
Man wird doch mal klingeln dürfen – vielleicht ist sie dumm genug, um aufzumachen?

Also ich nicht.
Und du auch nicht länger.
Du bleibst unerschütterlich, konsequent und eisern – denn in dein Leben passt etwas so Kleingeistiges, Minderwertiges – und, seien wir mal ehrlich: Frustrierendes – wie Neid absolut nicht rein.
Du bist Größe.
Du bist Großzügigkeit.
Du bist Großartigkeit.

Und du feierst eine wunderschöne, rauschende, aufregende und einzigartige Party, welche dein Leben ist.
Und nur du bestimmst, wer dort eingeladen ist.

Liebesgrüße
Joanna

P.s. Ach ja, sollte das mit dem Loft dich quälen wollen, dann helfe ich dir gerne weiter, und zwar HIER.

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24 Comment

  1. Reply
    ursula
    2. Februar 2016 at 17:45

    sehr recht hast du, sehr recht. neid ist tatsächlich ein penetranter gast, fast noch aufdringlicher als selbstmitleid. manchmal treten diese beiden unangenehmen party-crasher ja zu allem überfluss sogar noch zu zweit auf! grad gut, dass man sich selbst ja auch weiterentwickelt und stärker und schlauer und entschiedener wird.
    beides ausprobiert – die fiesen kerle hereingelassen oder die türe zugeknallt und sich weiter an der ausgelassenen und leichten stimmung erfreut! kein vergleich! einmal das zweite gehabt, immer das zweite genommen! 🙂

    ursula

    1. Reply
      Joanna
      3. Februar 2016 at 6:12

      "manchmal treten diese beiden unangenehmen party-crasher ja zu allem überfluss sogar noch zu zweit auf!" – ich sag's dir!
      Sogar bevorzugt, muahahaaaaa…..

  2. Reply
    Steffi Stilarten
    2. Februar 2016 at 18:19

    Danke Joanna. Ich musste so lachen. Genau so ist es – ich lass nur die coolen auf meine Party!

    1. Reply
      Joanna
      3. Februar 2016 at 6:13

      "ich lass nur die coolen auf meine Party!" – au ja, ich auch :)))!

  3. Reply
    Jacqueline
    2. Februar 2016 at 18:26

    Oh yeah…. ich liebe Deine Direktheit… so echt und unverhohlen ♥♥♥

    1. Reply
      Joanna
      3. Februar 2016 at 6:14

      ♥♥♥

  4. Reply
    Andrea Pircher
    2. Februar 2016 at 18:31

    Liebe Joanna,
    erstaunlich wie viel in unserer Hand liegt. Man muss es einfach tun…
    Das mit den 3 g's werde ich gleich mal üben, versprochen.
    Liebe Grüße aus Südtirol
    Andrea

    1. Reply
      Joanna
      3. Februar 2016 at 6:13

      Jetzt musste ich erstmal nachschauen, was die 3 G's sind ;))…

    2. Reply
      Larissa
      3. Februar 2016 at 9:50

      Ich auch 😀

    3. Reply
      Maria Weiss
      3. Februar 2016 at 9:52

      Du bist GRÖSSE, GROSSZÜGIGKEIT, GROSSARTIGKEIT!
      Ein Mantra sozusagen :-)))
      Liebe Joanna: danke für diese wunderbaren Worte, und überhaupt: schön, dass es Dich gibt!

  5. Reply
    Maditas Haus
    2. Februar 2016 at 18:42

    juchuu, toller Text =) Ich glaube ich vergleiche mich viel zu oft ohne es zu merken. Damit ist jetzt Schluss. Danke ♥

  6. Reply
    Ich liebe mein Zuhause
    2. Februar 2016 at 18:56

    Liebe Joanna

    Grossartig geschrieben 🙂

    Viele liebe Grüsse

    Petra von http://ichliebemeinzuhause.ch/

  7. Reply
    Teresa von KeksResa
    2. Februar 2016 at 20:48

    Liebe Joanna,

    Alles ist so wahr, was Du schreibst! Nur leider vergisst man es immer wieder. Ich hätte fast geheult, als ich deinen Text gelesen habe. Ich setze ihn als Lesezeichen bzw drucke ihn bei Gelegenheit aus, wenn ich mal wieder in selbstmitleid bade. 🙂

    Danke für deine inspirierenden Worte! Ich drück dich <3
    Teresa

  8. Reply
    Elke O.
    3. Februar 2016 at 7:25

    Don't compare. Don't compete. Sagte schon Herr Lagerfeld.

  9. Reply
    Ortensia
    3. Februar 2016 at 9:14

    und zack! wieder genau im richtigen Moment! Gestern hat der Fiesling mal wieder vorbeigeschaut und richtig schlechte Stimmung verbreitet! Da befördern wir ihn doch gleich rückwärts wieder raus! Danke 🙂

  10. Reply
    Steffi
    3. Februar 2016 at 9:16

    Irgendwann habe ich angefangen, immer zu sagen bzw. zu schreiben, dass ich mich für jemanden oder mit jemandem freue, wenn mir eigentlich nach "oh, da bin ich jetzt aber neidisch" zumute war. Damit trickst man sich super selber aus und mir hat es tatsächlich dabei geholfen, diesen unangenehmen Gast fast vollständig aus meinem Wohnzimmer zu vertreiben. Und sich mitzufreuen ist so viel schöner, als neidisch zu sein. 🙂

    Lieber Gruß und danke für den tollen Post
    Steffi

    1. Reply
      Joanna
      3. Februar 2016 at 12:19

      Das ist eigentlich gar kein Trick, sondern die WELTBESTE Art, das loszuwerden!
      Danke!!!
      Wie großartig!!!

    2. Reply
      BuLiSchmuli
      4. Februar 2016 at 13:23

      Ja genauso mache ich das auch und es hilft wirklich dabei, den Fokus zu verändern! 🙂 und umgekehrt, finde ich es doch auch viel schöner, wenn sich jemand mit mir freut, wenn etwas tolles passiert, anstatt neidisch zu sein. Dann trübt das meine Freude doch eher.

  11. Reply
    Karin
    3. Februar 2016 at 10:27

    Hallo Joanna,
    sehr schön! Diesen Gast habe ich schon lange rausgeschmissen.
    Mein Argument war bisher immer, wenn er anklopfte: Ja, sie hat tolle Haare, aber wer weiß, vielleicht ist ihre Mutter krank oder ihr Freund doof… das wollte ich dann doch auch nicht haben.
    Ich bin ich, und das ist gut so!
    Was mich anders herum stört, dass mich Leute beneiden, dafür was ich bin, was ich habe.
    Ich mag das nicht.
    Danke für den Post
    Grüße
    Karin

  12. Reply
    Nanou Nanoussa
    3. Februar 2016 at 12:42

    Großartig!! DAS ist echte "Lebenshilfe" 🙂 Danke Joanna!! <3

  13. Reply
    An Ri
    3. Februar 2016 at 16:47

    "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." – das schrieb schon der Däne Søren Kierkegaard. Der Spruch ist klein und handlich genug, um in mein Portemonnaie zu passen und stets griffbereit zu sein. Wenn der Neid mal wieder Sturm klingelt, dann sag ich ihm diese Worte durch die Gegensprechanlage. Manchmal mehrmals. So lange, bis er sich beschämt davon trollt. 🙂
    Schöner Post Joana!
    Grüße
    An Ri

  14. Reply
    Müllerin BW
    3. Februar 2016 at 17:30

    Fanget die kleinen Füchse, die die "Weinberge verderben " steht in hohelied. Der erste Gedanke zählt! Wenn der keinen Raum bekommt ist die Schlacht geschlagen, die Wohnung bleibt sauber. Danke für deine zeilen! LG Edith

  15. […] hat mir eine liebe Blogger‑Kollegin letztens eine Seite empfohlen, auf der ich einen tollen Beitrag zum Thema Neid gefunden habe. Aus diesem Text von Joanna Goetz stammt auch der folgende Satz, der mich besonders […]

  16. Reply
    Das Gefühl von Neid – Liebes Leben,
    29. Dezember 2019 at 9:20

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