Fashion

Von Stadtämtern und Tattoos.

Wenn ich einen öffentlichen Raum betrete, freue ich mich am allermeisten, und zwar aus zwei Gründen:
Erstens freue ich mich, andere Menschen zu treffen. 
Das ist für mich das Allerschönste, und jedes mal ein Abenteuer, weil ich Menschen einfach liebe. 
Es gibt ja so viele unterschiedliche davon, und dann ist es jedes mal neu und spannend, und überhaupt bin ich nur aus diesem Grund auf der Welt.

Zweitens gehe ich absolut selbstverständlich davon aus, dass wiederum alle mich lieben, wenn sie mich sehen.
Na gut, vielleicht nicht sofort LIEBEN – aber zumindest mögen.
Und sich unendlich freuen, mich zu sehen.
Ist ja klar, wer freut sich nicht, wenn die Liebe vorbeischaut? 
Ich erwarte keinesfalls, dass jemand ausrastet vor lauter Glück – aber es würde mich kein bisschen wundern, wenn doch.

(Ganz selten gibt es welche, die mich augenscheinlich DOCH nicht mögen.
Aber die haben wahrscheinlich gerade einen miesen Tag oder sind genervt, weil ihr Kind nicht durchschläft.
Sind es welche, die mich vielleicht bereits etwas kennen, und nicht mögen, dann kann was mit denen nicht stimmen, finde ich – aber das ist dann auch nicht meine Zuständigkeit, ein Glück!)

Jedenfalls habe ich – sobald ich aus der Haustüre trete – eine riesige Vorfreude auf jeden, den ich treffe, einfach so.
Und glaubt es oder nicht: ich erlebe wirklich stets schöne, lustige und bewegende Sachen.
Wie zum Beispiel am Mittwoch.

Seit dem letzten Mittwoch bin ich nämlich offizieller Bürger von Nürnberg.
Und das habe ich vor allem Herr S. zu verdanken.
Herr S. – Typ Hipster mit Bart, Seitenscheitel und stylischen Hemd –  arbeitet beim Einwohnermeldeamt der Stadt und an seinem Schalter muss ich einige Fragen beantworten.
Fragen wie:
„Seit wann wohnen Sie in Nürnberg?“
Ich: „Seit dem 1. Juli.“
Herr S. (ernster Blick): „Heute ist der 9. September. Sie haben also die gesetzlich vorgeschriebene Frist von 1 Woche um mehr als 2 Monate überschritten. Moment, ich muss kurz telefonieren.“
Greift zum Telefonhörer: „Sicherheitsdienst?“
Ich: „Waaaaaas… Ich bin Mutter von 3 Kindern! Meine Brut braucht mich noch! Ich will nicht ins Gefängnis!“
Herr S. (legt wieder auf, weiterhin mit ernsten Tonfall): „Sind weitere Personen an der Adresse wohnhaft?“
Ich: „Ja, meine Kinder und mein Mann. Der ist aber bereits seit April in Nürnberg gemeldet.“
Herr S. (tippt in seinen Rechner): „Ah ja! Natürlich! Herr G.! Aus der XY-Straße! Kennt man.“
Ich: „Äh… ernsthaft?“
Herr S.: „Natürlich. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als er bei der Anmeldung sagte: „Herr S., sagte er, Herr S. ich bitte Sie innigst: wenn meine Frau kommt – begrenzen Sie Ihren Kreditrahmen und stellen Sie ganz viele absolutes Halteverbot – Schilder vor allem Bekleidungsgeschäften auf.“ Ja, genau das sagte er.“
Ich: „Und…?“
Herr S.: „Wir arbeiten daran. Also… (tippt)… Sie wohnen in der Strasse XY… um Gottes Willen? Sie sind doch nicht in den 1. Stock gezogen?“
Ich (habe langsam Mühe, meine ernste Miene aufrecht zu erhalten): „Äh… Ja, doch. Also in beide Stockwerke. Warum?“
Herr S.: „Ach so. Puuuuh, noch mal Glück gehabt. Man hört ja so einiges.“
Ich: „Was denn, was denn?“
Herr S. (winkt ab): „Na, einiges eben. Aber bei Ihnen ist es noch mal gut gegangen.“
Ich: „So langsam ahne ich den Grund für die langen Wartezeiten an den Schaltern.“
Herr S.: „Wir sind doch gleich durch. Jetzt nur noch Ihre Unterschrift… so. Herzlichen Glückwunsch. Sie sind jetzt offizieller Bürger von Nürnberg.“
Ich: „Wie jetzt? Das war’s? Ich dachte, wir singen jetzt noch gemeinsam die Stadthymne mit Hand auf der Brust und malen anschließend den Stadtwappen aus?“
Herr S.: (im verschwörerischen Tonfall): „Nein. Aber hier haben Sie einen Gutschein für das nächstgelegene Tattoostudio. Jeder Neubürger verpflichtet sich mit seiner Unterschrift, das Stadtpanorama auf die Brust tätowiert zu bekommen. Mit den Umrissen der Burg.“
Ich: „Geht es auch auf den Oberarm?“
Herr S.: „Leider nein. Aber jetzt ganz neu: Branding. Wird vor allen von jungen Menschen sehr gerne genommen.“
Ich: „Das ist gar kein Tattoogutschein, sondern einer für den Museumsbesuch.“
Herr S. „Ach ja, richtig. So einen hat damals ihr Mann übrigens auch gekriegt.“
Ich: „Den habe ich niemals zu Gesicht bekommen! Ich glaube, mein Mann liebt mich gar nicht.“
Herr S. „Doch, doch. Er liebt Sie.“
Ich: „Jetzt, wo ich das mit dem Museumsgutschein erfahren habe, erscheinen die Dinge in einem anderen Licht.“
Herr S.: „Herzlich willkommen in Nürnberg. Ich empfehle das Branding.“
Die offizielle Bürgerin der Stadt Nürnberg trägt bequeme Bikerleggins in Lederoptik und einen gemütlichen XXL-Schal, der aus ganz feiner Wolle gewebt wurde.
Er kratzt kein bisschen und wärmt wunderbar an den kühlen Tagen.
Und zusätzlich eine zarte Kette in rosegold von Pernille Corydon – ich mag eigentlich gar keine Ketten, diese aber ziehe ich seit Tagen nicht mehr aus ;).
Bikerleggings von 10days: HIER
Wollschal von 10days: HIER
Kette von Pernille Corydon: HIER

Schuhe (alt), ähnliche von Tamaris
Hat der Gatte von Liebesbotschaft seinen Museumsgutschein mit Svetlana (blond, langbeinig, 26 J. alt) geteilt?
Sind die „absolutes Halteverbot“-Schilder der Stadt direkt vor der LV-Fililale etwa kein Zufall?
Und das Wichtigste: 
Wird sich Frau G. für das dezente Branding oder das umlaufende Stadtpanorama-Tattoo entscheiden?
Erfahren Sie demnächst auf diesem Blog!
Liebesgrüße
Joanna

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21 Comment

  1. Reply
    LiaZauberwald
    11. September 2015 at 17:28

    Göttlich!

    Wieso hatte ich bei der Personalausweis- Verlängerung wieder so eine verbitterte Schnepfe am Schalter?!

    Ich weiß warum ich den Herbst liebe, die Schals und Ponchos, Boots und Co. sind so elegant, die Farben und die tolle Luft, herrlich! Die Tamaris- Schuhe sind übrigens schon bestellt, wieder einmal danke für die Inspirationen!

    Liebste Grüße

    Julia

  2. Reply
    Miss JennyPenny
    11. September 2015 at 17:43

    hahaha… was für eine lustige Geschichte! Ich bin übringes voll ausgerastet als ich dich das erste Mal live gesehen habe. Aber das konntest du dir ja denken. ;o) Alles andere ist ja auch nich normaaahl!

    IN LOVE
    Jenny

    1. Reply
      Joanna
      12. September 2015 at 19:24

      Eh klar, Jenny <3!!!!!!

  3. Reply
    mundart
    11. September 2015 at 18:03

    Oh Joanna, I love you!

    1. Reply
      Joanna
      12. September 2015 at 19:21

      I love you, Marie!

  4. Reply
    Alina
    12. September 2015 at 6:53

    Hahaha, das war echt ein genialer Post! Wenn man offen und mit Freude auf Menschen zugeht, kommen einfach immer die besten Situationen dabei raus 😀

  5. Reply
    schnipselschnecke-angela
    12. September 2015 at 9:14

    Na dann Herzlich Willkommen in Nürnberg. Habt euch eine schöne Stadt ausgesucht. Die Franken sind zwar manchmal etwas eigen, aber harte Schale weicher Kern. 🙂
    Liiebe Grüße, Angi

  6. Reply
    Seifenblasen Optimist
    12. September 2015 at 12:05

    hahahahahaa kann der Mensch bitte tausendfach geklont werden und mindestens einmal in jedem Bürgeramt Deutschlands vertreten sein?! Ich finde Menschen die die Zeit während sie am PC tippen mit reden überbrücken ohnehin seeeehr sympathisch aber dein Gespräch war das beste das schaff nicht mal ich mit meinen Kunden 😀 😀

  7. Reply
    catousprovinznotizen
    12. September 2015 at 15:57

    Ich hab Freundentränen in den Augen, Danke!
    Alles Liebe, Catou

  8. Reply
    ve ed
    12. September 2015 at 17:29

    Herzlich Willkommen in Nürnberg 🙂

  9. Reply
    Sandra Magnus
    12. September 2015 at 18:59

    Ja klar! – das rechte Unterlid mit dem Zeigefinger der linken Hand runterzieh'. Aber trotzdem ne nette Story! Bei dem Hipster im bayrischen Einwohnermeldeamt bin ich schon misstrauisch geworden!
    Gros bisou – siehst übrigens zum anbeißen aus!
    Sandra

    1. Reply
      Joanna
      12. September 2015 at 19:23

      Sowas Schönes kannste gar nicht glauben, ne ;)?
      Danke fürs liebe Kompliment!

  10. Reply
    Steffi
    12. September 2015 at 19:38

    haha, dann herzlich willkommen 🙂
    Die sind an den Schaltern beim Einwohnermeldeamt übrigens fast alle sehr nett, als wir letztes Jahr nach Nürnberg gezogen sind, hatten wir auch so einen Spaßvogel, der war aber kein Hipster sondern trug Anzug 🙂
    Die Nettigkeit hört aber beim Finanzamt und besonders dem Ordnungs/Gewerbeamt auf, also falls du da mal hinmusst unbedingt aller schönstes Lächeln aufsetzen und vorsorglich Schokolade kaufen, um die aufkommende Depression, wenn die mit dir fertig sind, zu unterdrücken ;D

  11. Reply
    Steff
    15. September 2015 at 7:59

    wie fällt die wunderschöne bikerleggings denn aus? gibt sie sehr nach?
    viele liebe grüsse von steffi

    1. Reply
      Joanna
      15. September 2015 at 13:15

      Größengerecht, finde ich… aber sie dehnt sich locker um eine Größe 😉

  12. Reply
    Kathrin Kölzer
    15. September 2015 at 14:02

    Köstlich,…, köstlich,… wegschrei…
    Dein Post bringt die Hoffnung wieder, doch auf den Ämtern noch normale bzw. engagierte Menschen mit wenigstens etwas Humor zu treffen!

    Viele liebe Grüße,
    Kathrin

  13. Reply
    kunterbuntweissblau.de
    15. September 2015 at 15:39

    Jetzt bin ich vor lachen fast vom Stuhl gefallen 😀
    Dankeschön! Und Kompliment, die Kette ist wunder, wunderschön!

  14. Reply
    Karin
    15. September 2015 at 21:40

    Ja, so sind sie, die Franken! Oft verkannt als stur und ungesellig. Aber in Wahrheit sind wir sehr warmherzig und humorvoll.
    Nun bist du also a echda Frängin 🙂 Glüggwunsch, mei Liebe

    Auf gute Nachbarschaft!
    Karin

  15. Reply
    Mała Mu
    16. September 2015 at 8:37

    Nein, nie im Leben hätte ich gedacht, das Du im MEINE Nbg leben wirst! Im MEINER Stadt, die ich seit über 10 Jahren so sehr vermisse.
    Ich wünsch Dir alles, alles Liebe und ein wundervolles Leben in Franken.

  16. Reply
    Cathrin van der Kolk
    17. September 2015 at 8:14

    cooler Schal

  17. Reply
    Nicole
    17. September 2015 at 8:39

    herrlich!!!! genau so solls sein! Und zwar überall, nicht nur in Nürnberg!
    Alles Liebe, Nicole

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